Die Möglichkeiten eines Lebens

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typomanin Avatar

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Ein Roman, eine Geschichte. Oder zwei Geschichten und viel Poesie. Über Freundschaft, die Liebe zur Landschaft und dem Leben.

Verlag: Dumont

Seitenzahl: 268 Seiten

Cover:
Das Cover gefällt mir sehr gut. Schlicht und auf den Punkt, genau mein Stil.

Rezension:
Klappentext:
Der junge Robert weiß schon früh, dass er wie alle Männer seiner Familie Bergarbeiter sein wird. Dabei ist ihm Enge ein Graus. Er liebt Natur und Bewegung, sehnt sich nach der Weite des Meeres. Daher beschließt er kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, sich zum Ort seiner Sehnsucht, der offenen See, aufzumachen. Fast am Ziel angekommen, lernt er eine ältere Frau kennen, die ihn auf eine Tasse Tee in ihr leicht heruntergekommenes Cottage einlädt. Eine Frau wie Dulcie hat er noch nie getroffen: unverheiratet, allein lebend, unkonventionell, mit sehr klaren und für ihn unerhörten Ansichten zu Ehe, Familie und Religion. Aus dem Nachmittag wird ein längerer Aufenthalt, und Robert lernt eine ihm vollkommen unbekannte Welt kennen. In den Gesprächen mit Dulcie wandelt sich sein von den Eltern geprägter Blick auf das Leben. Als Dank für ihre Großzügigkeit bietet er ihr seine Hilfe rund um das Cottage an. Doch als er eine wild wuchernde Hecke stutzen will, um den Blick auf das Meer freizulegen, verbietet sie das barsch. Ebenso ablehnend reagiert sie auf ein Manuskript mit Gedichten, das Robert findet. Gedichte, die Dulcie gewidmet sind, die sie aber auf keinen Fall lesen will.

Es ist die Geschichte von Robert. Es ist die Geschichte von Dulcie. Und es ist die Geschichte von Robert und Dulcie. Dabei handelt es sich um eine Geschichte über Freundschaft und nicht über die Liebe. Wobei, vielleicht doch. Die Liebe zur Sprache und Poesie, die Liebe zur englischen Landschaft, zu Flora und Fauna. Und es handelt von der Liebe zum Meer, zur offenen See, von einer Hassliebe. Es geht um Neubeginn und Aufbruch, um Geschichte und Geschichten, um Ankommen und Selbstfindung. Und es geht um Mut. Den Mut sich der Gegenwart und der Vergangenheit zu stellen und den Mut der Zukunft entgegenzublicken und den eigenen Weg zu gehen.

Fazit:
Kein Buch, das man kurz runterliest, sondern genießt, Häppchenweise.

Lieblingszitate:
»Mir kam der Gedanke, dass das Meer uns die endliche Existenz aller Marterie vor Augen führt und dass die einzig waren Grenzen nicht Schützengräben und Unterstände und Kontrollpunkte sind, sondern zwischen Fels und Meer und Himmel liegen.«

»Du redest nicht viel, und das gefällt mir. Im Schweigen liegt Poesie, aber die meisten nehmen sich nicht die Muße sie zu hören. Sie reden und reden und reden, aber sie sagen nichts, weil sie Angst davor haben, ihren eigenen Herzschlag zu hören. Angst vor ihrer eigenen Sterblichkeit.«

»Das Meer frisst unablässig an den Felsen, und das Land ist schon allein in meiner Lebenszeit um zehn bis zwölf Meter geschrumpft. Es wird sich zu einem Kieselstein reduzieren und dann irgendwann zu nichts, wie wir alle. Es erinnert daran, dass nichts von Dauer ist. Alles ist im Fluss. Und die Natur trägt immer den Sieg davon.«