so ruhig und schön wie das Cover

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maulwurf123 Avatar

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"Offene See" lautet der Titel dieses neu erschienen Romans von Benjamin Myers. Ganz klassisch dem Genre Literatur zuzuordnen, überzeugt das Buch nicht nur durch die Geschichte sondern in erster Linie durch den sehr poetischen, bild- und wortgewaltigen Schreibstil des Autors.

Im Mittelpunkt der Handlung, welche in England 1946 spielt, steht der junge Robert. Gerade mit der Schule fertig, treibt es ihn nun erst einmal heraus aus dem Elternhaus. Einmal nur will er die offene See erleben, bevor er - ganz der Familientradition - in der Zeche unter Tage arbeiten muss. Zu Fuß begibt er sich auf die Reise und lernt dabei die unkonventionelle Dulcie kennen. Er kommt für längere Zeit bei ihr unter, wobei sich ihm die Tür zu einem ganz anderen Leben öffnet. Ein Leben, in dem Freundschaft, Leidenschaft, Kunst und Schmerz erstrebenswerter sind als Wohlanständigkeit und Pflichterfüllung.

Protagonist Robert entwickelt schon bald eine ganz besondere Beziehung zu Dulcie. Ihre Unkonventionalität, ihr ganz andere Sichtweise auf das Leben faszinieren ihn. Bei ihr lernt er viel über sich selbst, kann sich befreien aus der Enge seines strengen Elternhauses. Als Leser ist es faszinierend mitzuerleben, wie die beiden Figuren sich aufeinander zu bewegen, wobei sich sowohl Robert als auch Dulcie dem jeweils Anderem nach einiger Zeit offenbaren. Der Autor beschreibt die Charaktere sehr lebenshaft und authentisch, so dass man sich als Leser sehr gut in sie hineinversetzen kann.

Die Handlung ist sehr ruhig und wird in leisen Tönen erzählt. Auch wenn kein großer Spannungsverlauf zu erkennen ist, fühlt man sich einfach durch die Geschichte an sich unterhalten.

Ich persönlich habe mich beim Lesen immer wieder an den Film "Unterwegs mit Evie" erinnert gefühlt. Auch hier ist die besondere zwischenmenschliche Beziehung zwischen einer älteren Frau mit freier, ungebundener Lebensweise und einem Jungen aus strengem Elternhaus zentrales Thema.

Besonders erwähnenswert ist zuletzt das Cover. Wenn man das Buch in Händen hält, erkennt man erst die malerische Gestaltung der Welle. Der in glänzender Aufschrift eingedruckte Name des Autors sowie die schlichte Aufmachung auf weißem Hintergrund übermitteln den ruhigen, zugleich faszinierend lyrischen Eindruck, welches auch die Geschichte beim Leser hinterlässt.

Definitiv eines meiner persönlichen Lesehighlights dieses Genres. Fünf Sterne und eine klare Leseempfehlung! Dieses Buch sollte in keinem Bücherregal fehlen!