Warum meldet er sich nicht?

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tochteralice Avatar

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Sarah, in den USA lebende Britin, ist ratlos. Da ist sie bei einem Heimaturlaub auf DEN Traummann schlechthin gestoßen, hat mit ihm eine Woche erlebt, die sich anfühlte wie der schönsten Liebesromanze entnommen - und dann? Einfach weg! Ohne ein Wort! Dabei hat Eddie - so heisst dieses Wunder von Mann - ihr doch versprochen, sich auf dem Weg zum Flughafen bei ihr zu melden. Auf dem Weg in den bereits gebuchten Surfurlaub, nachdem das gemeinsame Liebesglück fortgesetzt werden sollte.

Sarah sendet ihm Nachricht um Nachricht, denn sie ist sich seiner so sicher, dass es eigentlich nur ein Unfall sein kann, der ihn ihr entrissen hat. Oder gibt es da noch etwas anderes?

Autorin Rosie Walsh hat einen ganz besonderen Erzählstil: sie tastet sich von vorne - also aus der Gegenwart, in der Sarah Ende dreißig ist - in ihre Vergangenheit, die Kindheit und Jugend vor. Erst allmählich lernen wir Sarahs Eltern - wirklich wunderbare und verständnisvolle Menschen, die immer noch miteinander verheiratet sind nach all den Jahren - kennen. Und Sarahs Freunde Tommy und Jo. Sogar ihren amerikanischen Noch-Ehemann Reuben, von dem sie sich gerade vor kurzem nach langen Jahren in bestem Einvernehmen getrennt hat. Oder doch nicht?

Oder liegt es an den Menschen, die in der Gegenwart gar nicht mehr auftauchen? Auch davon gibt es so einige. Und hängt irgend etwas davon mit Eddies Schweigen zusammen? Was, um Himmels Willen, hat er getan?

Ein Roman, in den ich eintauchen konnte wie in ein warmes, duftendes Schaumbad. Ein echter Schmöker, den ich nicht aus der Hand legen konnte, der aber kein bisschen oberflächlich war. Im Gegenteil Sarahs Geschichte hat jede Menge Tiefgang, viele hintergründige Entwicklungen und Wendungen. Auch die kleinste Nebenfigur - und in diesem doch recht dicken Roman gibt es so einige - hat eine (wenn auch oft nur für einen Moment) tragende Rolle im Handlungsverlauf, ohne sie könnte die Entwicklung nicht so voranschreiten, wie sie es tut.

Dazu hat Rosie Walsh jede Menge Schalk im Nacken, schreibt mit einer Mischung aus sarkastischem British Humour und einem gewissen, sehr individuellen Augenzwinkern. Trotz der Ernsthaftigkeit und Traurigkeit des Themas ist auch immer wieder eine gehörige Portion von Leichtigkeit und Lebenslust zu spüren. Warmherzig und liebevoll bleibt mir das Buch nach dem Umblättern der letzten Seite in Erinnerung. Trotz aller traurigen Momente, die es beinhaltet, wird es nämlich von einer Kraft getragen, von der schon die Bibel sagt, dass sie die größte von allen ist: von der Liebe. Und auch wenn die Atheistin Sarah sich nicht die Bohne für diese Quelle interessiert, würde sie mir sicher zustimmen!

Ein wunderbarer Roman, für jeden, der ein bisschen Wärme in sein Leben lassen will - aber mit Pfiff!