Der Weg ist das Ziel

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Anfangs war ich mir nicht sicher, ob ich mich in einen 16-jährigen Jungen hineinversetzen kann. Diese Angst wurde mir allerdings schnell genommen. Libba Bray hat einen ganz wunderbaren Erzählstil gefunden, der sehr gut zum pubertierenden Ich-Erzähler passt.

So lernt man zu Beginn den Loser Cameron kennen, der mit seinem Leben nicht 100 %-ig zufrieden ist. Aber wer ist das schon in dem Alter? Seine Familie ist auf dem besten Wege auseinanderzubrechen; keiner möchte mehr Zeit mit dem anderen verbringen und man hat sich schon lange nicht mehr zu sagen.

Das Leben ändert sich für Cameron schlagartig, als Kreutzfeldt-Jacob bei Cameron diagnostiziert wird - ohne Hoffnung auf Überleben.

Im Krankenhaus freundet Cameron sich nicht nur seinem kleinwüchsigen Klassenkameraden Gonzo an, sondern wird auch von einem Engel besucht. Dulcie ist die Punkversion eines Engels - Springerstiefel, karierte Flügel, pinkfarbene Haare. Sie erzählt Cameron, es gäbe einen Ausweg aus seinem Dilemma, eine Chance auf Heilung. So begibt er sich zusammen mit Gonzo auf eine fantastische Reise. Er soll "der Feder folgen" und Zufällen nachspüren, damit er Dr. X finden und ein Wurmloch schließen kann. Nebenbei würde er dadurch das Universum und sich selbst retten.

Und hier fangen die Probleme an. Die Autorin würfelt nun sehr viele Gedanken und Philosophien durcheinander, ohne eine davon konsequent zu durchdenken oder sich bewusst für eine zu entscheiden. So wird mal viel über Physik geredet, dann wieder über die Kraft der Musik. Zwischendurch gibt es immer wieder Seitenhiebe gegen religiöse Fanatiker und die MTV-Generation. Schlussendlich kriegen die Freunde auch noch Hilfe von einem nordischen Gott, der in Gestalt eines Gartenzwerges leben muss. Über allem steht der Grundgedanke eines irrwitzigen und aussichtslosen Kampfes, wie ihn bereits Don Quijote geführt hat. Auf Miguel de Cervantes' Roman bezieht sich die Autorin sehr oft, mal mehr mal weniger deutlich. Einen Cadillac "Rosinante" zu nennen, ist dabei schon fast zu viel des Guten.

Grundsätzlich sind die schrägen Abentuer des Duos bzw. des späteren Trios spannend und kurios. Aber am Ende bleibt ein schaler Nachgeschmack, weil nicht deutlich wird, was genau die Autorin mit dieser Sinnsuche aussagen will. _Der Weg ist das Ziel_ und _Lebe dein Leben, bevor es zu spät ist_, ist mir persönlich jedenfalls nicht originell genug. Das Buch lässt auch zu viele Fragen offen, beispielsweise die, warum Camerons Familie zugrunde geht.