Eine Geschichte vom Leben und vom Sterben

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buecherfan.wit Avatar

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Der 16jährige Cameron leidet an Kreuzfeldt-Jakob, der menschlichen Form des Rinderwahnsinns. Die Prognosen für ihn sehen schlecht aus. Im Krankenhaus teilt er das Zimmer mit dem kleinwüchsigen Gonzo, bei dem die Wachstumshormone nicht angeschlagen haben und dessen Mutter sich pausenlos um seine Gesundheit sorgt. Eines Tages kommt Engel Dulcie in sehr ungewöhnlicher Aufmachung in sein Zimmer und schickt ihn auf eine Mission. Er soll Dr. X suchen, weil das Wurmloch geschlossen werden muss. Dadurch wird er das Universum retten, und gleichzeitig ist dies seine einzige Chance auf Heilung. Seinen Zimmernachbarn Gonzo soll er mitnehmen. Cameron sagt zu - er hat nichts zu verlieren.

Cameron und Gonzo begeben sich auf eine Reise von Texas über New Orleans nach Florida und orientieren sich dabei an scheinbar zufälligen Hinweisen. Sie folgen der Feder, finden Hinweise in Kleinanzeigen oder lassen sich von Engel Dulcie helfen. Das Ganze erinnert ein bisschen an eine Schnitzeljagd. Am Ende der etwa vierzehntägigen Reise kommt Cameron wieder in Disney World an, wo er als Kind einen ereignisreichen Tag erlebt hat, den er lange für den schönsten seines Lebens gehalten hat, obwohl er damals bei einer Bootsfahrt fast ertrunken wäre. Immer wieder werden Szenen im Krankenhaus eingeblendet, wo sich Krankenschwester Glory um ihn kümmert und seine Eltern und Zwillingsschwester Jenna an seinem Bett sitzen.

Der Leser fragt sich, wie “real “ diese Reise im Rahmen der Romanhandlung ist, ob sie am Ende nur in seiner Fantasie stattfindet. Eigentlich sind solche Überlegungen aber irrelevant, denn das Geschehen ist insgesamt nicht realistisch, enthält viele Fantasyelemente, angefangen mit Engel Dulcie, dem sprechenden nordischen Gott Balder in Gestalt eines Gartenzwergs, den Feuerriesen bis hin zu den zeitreisenden Inuits, den Musikern der Copenhagen Interpretation. Cameron und Gonzo erleben viele Abenteuer, verlieben sich, und zumindest Cameron hat ein erfülltes, glückliches Leben - im Zeitraffer.

Dem Leser ist schon bald klar, dass Ohne. Ende. Leben zur Kategorie der Young Adult Fiction gehört, vom amerikanischen Verlag für Leser ab 14 empfohlen. Die Autorin benutzt typischen schnoddrigen Jugendslang. Das ist teilweise ganz witzig, wirkt auf fast 560 Seiten aber manchmal etwas bemüht, jedenfalls auf etwas “reifere” Leser.

Nach der Lektüre wissen wir, dass Libba Bray sich sehr für Musik interessiert, aber auch für theoretische Physik oder den “Don Quijote” von Cervantes, auf den sie immer wieder anspielt. Sie hat einen ausgeprägten Sinn für Humor, eine Vorliebe für skurrile Charaktere und eine überbordende Fantasie. Ich empfehle Interessierten, sich ihr Interview auf youtube anzusehen. Da tritt sie im kleidsamen, schwarz-weiß gefleckten Kuhoutfit - komplett mit Euter, Schwanz und Hörnern - auf und teilt mit, dass sie sogar beim Pinkeln kreativ ist - wer hätte das gedacht?

Ich betrachte “Ohne. Ende. Leben” als eine interessante Leseerfahrung, empfehle den Roman aber eher jungen Lesern, die ja auch die von der Autorin intendierte Zielgruppe sind.