Ohne.Ende.Leben.

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brenda_wolf Avatar

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Libba Brays Jugendroman “Ohne.Ende.Leben” ist ein Buch zu einem ungewöhnlichen Thema. Der Protagnist erkrankt an Kreutzfeld-Jakob, einer Variante von BSE, dem so genannten Rinderwahnsinn. Ich hab sehr lange gebraucht um dieses Buch zu lesen und ich bin mir nicht sicher wie ich es finden soll. Der erste Teil, der sich in der Realität abspielt, gefällt mir uneingeschränkt gut, der zweite Teil, die abenteuerlichen Suche nach Dr. X, der meiner Einschätzung nach auf Wahnvorstellungen beruht - obwohl das nicht ganz klar wird, ist nicht unbedingt mein Fall.

Cameron, der Ich-Erzähler ist 16 Jahre alt. Er beschreibt sein Leben in einem zynischen Ton. Seine Familie und seine Mitmenschen kümmern ihn wenig. Er sieht sich selbst als Looser, als Treibholz. Während seine schlaue und allgemein bewunderte Zwillingsschwester Jenna (mit dem perfekten Haar, perfekten Noten und perfekten sozialen Status) sich auf der Vorstufe zur Vollkommenheit bewegt, lässt er sich hängen, bringt schlechte Noten, kifft und lehnt jegliche Verantwortung ab. Er bläst sich mit Joints die Gedanken aus dem Kopf. Seine Lieblingszahl ist die Null: Null Erwartungen gleich Null Enttäuschungen. Die familiäre Situation ist angespannt, Die Verständigung untereinander erfolgt mittels Notizen, die auf dem Kühlschrank liegen oder per SMS. Der Vater scheint in seiner Assistentin Raina mehr zu sehen als gut ist. Die Mutter ist chaotisch, ihr fällt es schwer was zu beenden. Sie ist wie Cameron, Treibholz. Mit Mädchen hat Cameron noch nichts gehabt, aber er steht insgeheim auf die schöne, jedoch unerreichbare Cheerleaderin Staci Johnson.

Die ersten Anzeichen der Krankheit hält Cameron für Hanfausraster. Er spring im Unterricht laut schreiend vom Stuhl, weil er glaubt der Raum brennt. Er sieht eine lodernde Flammenwand und erregt damit Aufsehen. Er, der gewöhnlich dafür berühmt ist, dass man durch ihn hindurch guckt oder drüber weg oder auf irgendetwas daneben. Die Symptome häufen sich: Muskelzuckungen, eingeschlafene Körperteile, Zittern der Hände und Beine, Schlaflosigkeit, Halluzinationen. Er sieht in der hinteren Ecke vom Buddha Burger - wo er einem Nebenjob nachgeht ein sonnengebräuntes Mädchen mit pinkfarbenem Haar sitzen und sie hat Flügel, weiße flauschige Flügel, die aus ihrem Rücken wachsen

Schließlich die niederschmetternde Diagnose. Cameron ist an Kreutz-Jacob erkrankt. Im Krankenhaushaus erscheint ihm der Engel mit den pinken Haaren und Springerstiefeln wieder, er nennt sich Dulcie. Er fordert Cameron auf, sich zusammen mit Gonzo, seinen kleinwüchsigen, hypochondrischen Zimmernachbarn auf eine Reise zu machen. Die Suche nach Dr. X gestaltet sich als ein fantastisches Abenteuer. Aber es ist die einzige Chance auf Heilung. Denn nur Dr. X ist in der Lage ein Wurmloch zu schließen und damit nicht nur Cameron, sondern die ganze Welt zu retten. Ein Kampf gegen Windmühlen? Sollte die Schullektüre “Don Quichotte”bereits ein versteckter Hinweis darauf sein?

Ohne.Ende.Leben. kommt in einem flockig, lockerem Ton daher, einer für dem jugendlichen Erzähler angemessenen Sprache. Cameron ist oft sehr zynisch. Aber ingesamt hat mir die Sprache gut gefallen. Ich finde es ist kein witziges Buch, dazu ist das Thema auch zu beklemmend, trotzdem gab es immer wieder mal was zum Schmunzeln. Das Buch liefert viel Stoff zum Nachdenken, denn Cameron ist ein hervorragender Beobachter und er stellt Fragen zum Leben, die sich jeder mal stellen sollte.

Die Protagonisten sind liebevoll gezeichnet. Meine Lieblingsfigur war der hypochondrische Gonzo. Vermisst habe ich ein bisschen was an Info über diese fürchterliche Krankheit. Die Handlung wurde für mich irgendwann schon sehr abstrus. Aber das ist sicherlich Geschmacksache.

**Mein Fazit** :
Ein nachdenklich stimmendes Buch für junge und junggebliebene Leser/innen.