Das war mir zu wenig

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lilli333 Avatar

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Bernhard Schlink hat seinen neuen Roman in drei Teile geteilt. Im ersten Teil wird über Olgas Kindheit und Jugend berichtet und darüber, wie ihre Liebe zu Herbert beginnt. Eine Liebe, die nicht sein darf und die immer wieder getrennt wird. Olga arbeitet schließlich für eine Familie, mit deren Sohn Ferdinand sie eine Art Freundschaft verbindet. Ihm erzählt sie von ihrem Leben, von Herbert und seinen Abenteuern. Und er berichtet uns über Olgas zweite Lebenshälfte. Schließlich gelangt er in den Besitz von Briefen, die Olga an Herbert geschrieben hat. Diese Briefe bilden Teil drei des Romans.

Die Handlung erstreckt sich ab dem Ende des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart. An Olgas Seite reisen wir Leser durch die deutsche Geschichte. Kolonialkriege, 1. und 2. Weltkrieg werden kurz gestreift. Auch die Entwicklung der Gesellschaft wird deutlich, Klassengegensätze, Machtlosigkeit der Frau und vieles mehr.

Olga erweist sich als stark und unbeugsam trotz aller Widrigkeiten. Nur leider kam ich ihr nicht nahe. Die Erzählung ist einfach zu distanziert und zu trocken. Erst die Briefe im letzten Teil des Romans bergen Gefühle. Auch der Ich-Erzähler Ferdinand blieb mir fremd. Er wirkt ziemlich blass, mein Bild von ihm ist schemenhaft.

Die Sprache empfand ich als sehr schön und zur Zeit passend. Aber die Erzählweise war mir einfach zu minimalistisch, zu distanziert und zu emotionslos. Fast wirkte das Buch auf mich wie das Grundgerüst eines Romans, der noch ausgeschmückt werden muss. Das war mir einfach zu wenig.