Nicht ganz so groß wie erwartet,aber dennoch lesenswert

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schokoflocke Avatar

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Schon als Kind hat Olga gerne alles beobachtet,weil sie alles um sich herum verstehen wollte.Relativ schnell hat sie begriffen,dass sie arm ist und was für unterchied zwischen den Armen und Reichen gibt,sich aber nicht nach den Regel gehalten.So hat sie sich mit Viktoria und Herbert angefreundet,den Kinder des Gutsherren,nur weil sie alle auf irgendeine Weise einsam waren und nicht so richtig in die Dorfgemeinschaft reingepasst haben.Die Freundschaft mit Viktoria bleibt nicht lange erhalten,die mit Herbert entwieckelt sich zu einer Liebe,die Olga ihr ganzes Leben begleitet.Olgas Leidenschaft war das Lernen,ihr großer Traum Lehrerin zu werden,das hat sie auch dickköpfig durchgesetz,obwohl sie keine Unterstützung von ihrer Großmutter oder aus dem Dorf bekommen hatte.Für sie war Bildung ein Privileg und das wollte sie als Dorflehrerin so vielen Kinder wie nur möglich ermöglichen.Sie war eine sehr angagierte Lehrerin,als sie in Nazi-Zeiten aus dem Dienst entlassen wurde,ist sie zu Näherin geworden.In ihrem langen Leben hat Olga viele Rückschläge erlitten und viel schreckliche Erreignisse miterlebt,aber sie ist ihren Prinzipien und Überzeugungen treu geblieben und das Meiste hat sie mit stoischen Ruhe hingenommen.Traurigerweise waren nur die Liebe zu Herbert und die Einsamkeit Olgas ständigen Begleiter.
Mich hat das Buch von der ersten Seite an gefesselt und ich hab es einfach verschlungen,die Kapitel sind kurz,der Schreibstil flüssig,die Geschichte in sich sehr interresant.Leider bin ich mit der Ausführung nicht ganz zufrieden,ich hab durchgehen Tiefe vermisst,die Erzählung bleibt aber hartnäckig sehr oberflächlich,es ist mehr eine Skizze,als eine richtige Zeichnung.Olgas Leben umfasst fast 100 Jahre deutcher Geschichte,die ziemlich turbulent war-Kolonialkrieg und Völkermord an den Herero,zwei Weltkriege,zwischendurch die Weimerer Republik und später die Flucht aus Pommern...Alles sehr wichtige Erreignisse,aber Bernhard Schlink erwähnt es nur kurz und geht überhaupt nicht ins Detail,obwohl es auch für Olgas Leben eine tiefere Bedeutung haben musste.Allgemein ist die Figur von Olga ziemlich blass,dafür das es ihre Lebensgeschichte ist,kommt nur sehr wenig Persönliches,man hat das Gefühl sie aus der Ferne zu beobachten.Erst in dem letztem Teil des Buches,in dem man Olgas Briefe liest,kriegt die Erzählun eine persönliche Note.Für mich sind die Briefe das Herzstück des Buches,Olgas Gefühle und Geheimnisse,ihre Gedanken und auch ihre Stärke sind hier deutlich zu spüren.Diese Briefe haben mich auch besonders berührt und traurig gemacht.Es ist nicht die Liebe selbst,die mich so betroffen hat,sondern die Tatsache,dass Olga noch jahrzehnte lang die Briefe geschrieben hat,obwohl sie wusste ,dass ungelesen bleiben,weil sie niemandem hatte,mit dem sie reden konnte.Sie hat an Herbert gehalten,nicht nur weil die Liebe so groß war,sonder weil es das Einzige war,was ihr geblieben ist.Erschrekend,so ein einsames Leben...Und doch ist Olga wahrscheinlich keine Ausnahme...In ihrer Generation waren die Frauen als Ehefrauen und Mütter vorgesehen und als der Krieg den Frauen die Männer wegnahm,nahm es auch die Lebensaufgabe weg...Wahrscheinlich haben damals sehr viel Frauen so ein einsames Leben geführt wie Olga.Das macht mich richtig traurig.Und obwohl die Geschichte oberfächlig bleibt,hat sie mich doch auf einer Weise berührt und emotional erreicht,was ich wirklich sehr schön finde,genau das erwarte ich auch von der Literatur.

Fazit:
Kein so "großer" Roman ,wie ich das beim dem Autor erwartet habe,aber die Geschichte hat mich trotzdem gefesselt und nachdenklich gemacht,deswegen finde ich sie auch lesenswert.