Olga - eine Retrospektive

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
lesemöwe Avatar

Von

Was für eine Freude, als langjähriger Schlink-Fan endlich wieder einen neuen Roman von ihm in den Händen zu halten. Voller Neugier wird der Roman daher sofort verschlungen...

... zunächst einmal deutet der Titel des Romans "Olga" an, dass es hier nicht um ein Thema der deutschen Geschichte geht, wie "Der Vorleser", "Das Wochenende" oder "Die Heimkehr", sondern wahrscheinlich eher um eine Geschichte, die das fiktive Schicksal einer bestimmten ebenfalls fiktiven Figur präsentiert. Denn der Roman beginnt mit einem Kapitel, das "Erster Teil" genannt wird, und darin erfährt man als Leser/in etwas über die Kindheit und Jugend eines Mädchens namens Olga, das früh ihre Eltern verloren hat. Olga wächst als Kind in ärmlichen Verhältnissen auf, hat aber von klein auf große Freude am Lernen. Als die Eltern sterben, verliert sie alles, was ihr Leben bis dahin ausgemacht hat und muss zu ihrer Großmutter nach Pommern ziehen. Die Gegensätze ihres alten und neuen Lebens können nicht größer sein- sie zieht von der großen Stadt aufs Land, sieht sich statt einer warmherzigen Nachbarin einer kalten Großmutter gegenüber, die sogar ihren Namen ablehnt und sie umnennen möchte. Sie fühlt sich anders, nicht zugehörig und ist dadurch sehr einsam. Bis sie eines Tages jemanden kennen lernt, der genau wie sie anders ist: Herbert. Und sie freundet sich mit Herbert und seiner Schwester Viktoria an. In diesem ersten Teil nimmt das Schicksal von Olga ihren Lauf und man erfährt eine Menge davon, wie sich ihr Leben mit den Jahren weiterentwickelt und welche besondere Rolle Herbert darin spielt.

Im zweiten Teil erfolgt ein Perspektivwechsel. Man erfährt aus der Sicht einer anderen Person, wie Olgas spätes Erwachsenenleben weiterverlaufen ist und wie es das Leben des zunächst noch jungen, dann immer älter werdenden Ich-Erzählers geprägt hat.

Und im dritten Teil erfährt man vieles aus der Mitte von Olgas Leben, was rückblickend vieles in einem anderen Licht erscheinen lässt und die Besonderheit ihrer Beziehung zu Herbert hervorhebt.

Das retrospektive Erzählen, die Perspektivwechsel und die Wechsel von Erzählbericht und Briefen - erzähltechnisch ist es eine Freude, den Roman zu lesen. Inhaltlich auch, denn man geht mit Olga durch die Jahre vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des 20. Jahrhunderts.

Für alle Fans von Schlink definitiv ein Muss!