Schönes Portrait einer starken Frau

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Eher schlicht und leise kommt Bernhard Schlinks „Olga“ daher. Das Covermotiv trifft es ganz gut, könnte tatsächlich die Romanfigur Olga zeigen, von hinten, mit Blick auf die unendlichen Weiten des Meeres.

Der Roman ist in 3 Teile gegliedert, die das Leben der Protagonistin aus 3 Perspektiven schildern. Im ersten Teil erzählt Olga von ihrer schwierigen Kindheit Ende des 19. Jahrhunderts in Pommern, wie sie sich ihren Weg erkämpft, über ihre Liebe zu Herbert, der von Fernweh geplagt die Welt erobern will. Im zweiten Teil erzählt Ferdinand von Olga, die in späteren Jahren als Näherin in ihre Familie kommt und zu ihm eine innige Freundschaft entwickelt. Im dritten Teil dann finden sich die Briefe Olgas an ihren geliebten Herbert, die Ferdinand im hohen Alter aufspürt und liest.

Durch die 3 Perspektiven kommen immer neue Einblicke in das Leben einer starken Frau und Zusammenhänge mit den Nebenfiguren ans Licht. Was mir trotzdem zu kurz kommt, ist die Tiefe, die Gefühle, die Beweggründe für Entscheidungen. Letztlich bleibt dem Leser die Seele Olgas verborgen. Es bleibt das Portrait einer Frau, die im Leben nichts geschenkt bekommen hat, die gegen alle Widrigkeiten bis zuletzt gekämpft hat.