Wundervoller zeitgeschichtlicher Roman

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Bernhard Schlink ist wohl den meisten seit „Der Vorleser“ ein Begriff. Und wie auch damals schon entführt uns der Autor in eine längst vergangene Zeit...

Olga Rinke wächst Anfang des 20. Jahrhunderts bei ihrer Großmutter auf, nachdem ihre Eltern früh verstorben sind. Viel haben die beiden nicht, und ihr Verhältnis ist unterkühlt. Olga wird geduldet, aber nicht von der Großmutter geliebt. Diese hat zudem auch kein Verständnis für Olgas Bestrebungen, auf die höhere Mädchenschule zu gehen und später einmal als Lehrerin arbeiten zu können.
Ihre Kindheit ist alles andere als glücklich, jedoch freundet sie sich alsbald mit Herbert, dem Erben eines Landguts.
Als die beiden älter werden wird aus der Freundschaft langsam Liebe; allerdings ist aufgrund des Standesdünkels eine Heirat der beiden undenkbar. So muss ihre Beziehung im Stillen stattfinden.

Während Olga in ihrer Heimat als Lehrerin arbeitet, zieht es Herbert immer weiter in die Ferne: zunächst nach Deutsch Südwest, später nach Südamerika und Sibirien. Ihre Liebe aber bleibt, und so treffen sich die beiden immer wieder. Herbert aber will immer weiter, und so setzt er sich in den Kopf, die Arktis bei einer Expedition zu erforschen. 1913 bricht er auf, kommt aber nicht mehr zurück.

Hier endet der erste von drei Teilen des Romans. Im zweiten Teil erfährt der Leser durch Ferdinand, für dessen Familie Olga nach dem zweiten Weltkrieg arbeitet, wie es in ihrem Leben weiterging. Sie nimmt sich Ferdinands an, der zu Beginn noch ein Kind ist, und verliert auch nicht den Kontakt zu ihm, als dieser in einer anderen Stadt studiert.

Der dritte Teil besteht aus Briefen Olgas an Herbert, die sie während seiner Expedition postlagernd nach Tromsö schickte. Hier werden viele offene Fragen aus Olgas Leben geklärt.

Bernhard Schlinks Schreibstil ist schnörkellos, kein Wort ist überflüssig – ich liebe es. Anhand von Olgas Leben wird der Leser durch fast ein Jahrhundert deutscher Geschichte geführt. Wer sich also für Zeitgeschichte interessiert und gute, anspruchsvollere Literatur schätzt, Sollte Olga auf jeden Fall lesen.