Ein Roman der fordert, aber auch viel verspricht

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so.ein.kokolores Avatar

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Dieser Roman spaltet die Gemüter. Die einen werden ihn mögen, die anderen können nichts mit anfangen.

So unscheinbar das Buch auch daher kommt, so überrascht wird man sein, wenn die ersten Sätze gelesen hat. Lisa Eckhart weiß einfach mit Worten umzugehen, sie zu schleifen und gekonnt einzusetzen. Sie schreibt in diesem Roman über ihre Oma Helga, der Vatersmutter, die sie in ihrem Leben wie nichts geprägt hat. Einer Frau, die im Schatten ihrer großen Schwester Inge aufwächst, die selbst genau das Gegenteil von Helga ist. Nämlich relativ einfältig und ein Flitscherl dazu. Das Elternhaus war nicht gerade der beste Ort um einen perfekten Start ins Leben hinzulegen. Der Vater war ein Trinker und gerne Arbeitslos. Die Mutter hingegen ließ öfter mal die Fäuste sprechen, um ihren Unmut und ihren Frust zu kompensieren. Um die Schulden der Eltern abzutragen, werden Inge und auch Helga letztendlich an andere Haushalte ausgeliehen. So kommt es das Helga letzten Endes bei einem Wirt landet und ihr Liebesleben aufflammt.



Mit bitterbösem Humor, Sarkasmus und ohne ein Blatt vor dem Mund zu nehmen, wird hier die Geschichte der Großmutter weitererzählt. Bis schließlich Lisa Eckhart selbst als Protagonistin auf der Bildfläche erscheint und offenbart, was für ein enges, aber auch schwieriges Verhältnis Großmutter und Enkeltochter zueinander haben. Viele schräge Anekdoten reihen sich aneinander, gefolgt von fast schon psychologischen Abhandlungen über Dorfdeppen und Dorfschönlingen, bis hin zum eskalierenden Streit über das Anrecht am Traumschiffsoffizier. Lisa Eckhart lässt nichts aus, verteilt Seitenhiebe, fasst politische Themen ohne Samthandschuhe an und lässt der Ironie freien lauf. Dieses Buch hat mich gefordert, wie schon lange keins mehr. Nicht nur, das viele Österreichische Begrifflichkeiten einfließen, die man im Zweifelsfall erst einmal nachschlagen muss, sondern die Sätze selbst sind es, die man mit Ruhe lesen sollte, um sich der gesamten Bedeutung bewusst zu werden. Ein Buch für das man Zeit einplanen sollte um genüsslich die vielen Seitenhiebe und den Schwarzen Humor genießen zu können. Ich mochte es wirklich sehr!