Gar nicht meins

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dimity74 Avatar

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Ich kenne die Autorin aus dem Fernsehen und fand ihre Auftritte sehr erfrischend, gemessen an dem was sonst so in diesem Bereich zu sehen ist. Teilweise vielleicht etwas grenzwertig, aber durchaus mutig, gerade weil sie über Themen spricht, die sonst tabuisiert werden. Als ich gesehen habe, dass sie ein Buch geschrieben hat, war ich sehr neugierig. Das Thema fand ich klasse, verbindet mich doch selbst eine tiefe Liebe zu meiner Oma, allerdings weiß ich recht wenig über ihr Leben, denn sie mochte nie viel darüber erzählen.

Die Leseprobe gefiel mir noch total gut, eigenwilliger Stil, aber sehr witzig. Super. Der Prolog war Sensationell, die Anekdote um die Verstopfung des Babys und die pragmatische Hilfestellung durch die Oma. Genauso hatte ich mir das Buch vorgestellt, eine Hommage an die Großmütter dieser Welt und an die der Autorin im Besonderen.

Leider weit gefehlt. Die Geschichte beginnt kurz nach dem Ende des zweiten Weltkriegs, die Russen stehen sprichwörtlich vor der Tür und der Leser lernt Helga und ihre Schwester Inge kennen und innerhalb weniger Seiten rutscht die Geschichte ab in eine Aneinanderreihung von Absurditäten und Slapstick. Eine, vermeintlich witzige, Szene jagt die nächste. Ironie und Satire wird auf die Spitze getrieben und oft darüber hinaus.

Ich muss gestehen, dass ich schon im ersten Kapitel vom Schreibstil genervt war. Natürlich kann man auch den Wirren der Nachkriegszeit etwas humoriges abgewinnen, aber hier fehlt mir quasi jeglicher Respekt vor Allen, die in dieser Zeit tatsächlich Opfer geworden sind. Es wird mir zu komödiantisch über Situationen geschrieben, die für Menschen damals tatsächlich traumatisch verlaufen sind. Zum Glück ist es der Oma der Autorin nicht so ergangen und um so weniger verstehe ich, warum dann diese Form zur Aufarbeitung der Familiengeschichte gewählt wurde.

Lisa Eckhart polarisiert mit ihren Auftritten und ist ihrem Stil auch als Schriftstellerin treu geblieben, dafür meinen Respekt. Sie schreibt tatsächlich, wie auf dem Schutzumschlag geschrieben, tabulos, intelligent, böse, komisch fand ich das Buch aber so gar nicht. Vielleicht kommt das Komische und auch die Liebe zur Oma, die ich erwartet und gesucht habe, erst im weiteren Verlauf des Buches zum Vorschein. Ich werde das nicht erfahren, denn ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich das Buch abgebrochen habe. Das passiert mir äußerst selten, aber es ging echt nicht mehr. Schade.