Poetisch süffisant

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rabentochter Avatar

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Wer bei "Omama" von Lisa Eckhart eine rührselig verklärte Kriegserfahrung der Großmutter zu hören wünscht, der hat sich das falsche Buch ausgesucht. Das wird bereits im Vorwort sehr deutlich gemacht. Die Hommage an die Omama ist anders geartet.
Schonungslos offen, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen berichtet die Ich-Erzählerin von der Beziehung zur Großmutter und deren Jugend und weiteren Lebensweg. Als Leser ist man abwechselnd verblüfft, fasziniert, amüsiert, angewidert und manchmal auch abgestoßen ob der Ungeheuerlichkeiten, die da vor einem ausgebreitet werden. Und als wären das nicht schon genug Gefühlsregungen, tut nicht nur die Handlung, sondern auch der Schreibstil sein Übriges dazu.
Wer die Autorin als Poetry Sammlerin oder Kabarettistin erlebt hat, kennt ihren Stil, der von poetischer Süffisanz geprägt ist. Gekonnt legt sie den Finger in die Wunder, formuliert unangenehmes und gar Ekelhaftes mit so viel Wortgewandtheit, dass es den Makel des Unschönen nicht ganz nimmt, aber ihm zumindest ein adrettes, weniger anstößiges Gewand verleiht.
Allerdings macht es diese poetische Sprache und teilweise auch die ungewohnten österreichischen Dialektbegriffe etwas sperrig zu lesen. Es fällt dadurch schwer sich komplett in den Roman fallen und vom Schreibstil tragen zu lassen. Was sich auf der Kabarettbühne so amüsant und locker hören lässt, macht das Lesen etwas schwer. Es empfiehlt sich daher eher auf das Hörbuch zurückzugreifen.

Fazit: poetisch süffisanter Schreibstil mit von bösem Humor triefender Geschichte, die sich aber besser hören lässt.