Schonungsloser Spiegel

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biancaneve_66 Avatar

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Der Klappentext des Buches verspricht die Lebensgeschichte der Omama Helga. Gemütlich und einladend erinnert das Cover mit dem Blütenmuster an Kissenbezüge oder Keksdosen früherer Generationen. Wer hier eine Hymne an die strickende Großmutter erwartet, liegt völlig falsch. Anhand des Lebenswegs der Omama wird auch ein Stück österreichischer Nachkriegsgeschichte erzählt - die Dorfgemeinschaft wird auseinander genommen, die Ohrfeigen fliegen, der Alkohol fließt, gar grob geht´s zu. Die Derbheit von Eckharts Wortwahl übertrifft jene der Landbevölkerung bei Weitem. Sie will der Kriegs- und Nachkriegsgeneration einen schonungslosen Spiegel vorhalten, endet oft aber doch nur in Klischees.
Ein Zeitsprung bringt uns ins Jahr 1989. Was die Omama in der Zwischenzeit – immerhin sind über dreißig Jahre vergangen – erlebt und erlitten hat, bleibt im Ungewissen. Die Geschichte jenes Zeitraums scheint der Autorin wohl nicht bedeutend genug. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts legt Helga jedenfalls wieder los – da wird geschmuggelt und verkauft, was das Zeug hält. Jetzt kommt auch die Autorin auf die Bildfläche und ganz selten tauchen sogar liebevolle Worte in Bezug auf die Omama auf. Überwiegend lebt aber auch dieser Teil der Geschichte von einer recht derben Sprache der Autorin – da kann sie noch so oft hervorheben in Paris studiert zu haben.
Ich gebe zu, ich hatte vor diesem Roman noch nie von Frau Eckhart gehört und wusste daher nicht, was mich erwartet. Ihre Anhänger werden sicher begeistert von diesem Werk sein – mich hat es leider nicht so sehr unterhalten.