Süffisant, sperrig und schräg

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kindder80er Avatar

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Lisa Eckhart ist mir als Kabarettistin durchaus bekannt und ist in meinen Augen oft süffisant, sperrig und schräg. Genauso ist auch dieses Buch!

Es mag für die meisten nicht wirklich erhellend sein, wie und ob sich Klein-Lisa mit ihrem Verdauungstrakt herumschlägt, aber das als Aufhänger zu nehmen, die beiden Omas vorzustellen, nun ja... Das Vorwort zeigt einem eben schon mal, wohin die Reise geht.

Es geht um ihre Oma und ihren Lebensweg seit ihrer Pubertät 1945, ist aber eigentlich eine Ansammlung von Anekdoten und Klischees, die Eckhart erstmal aufstellt, dann genüsslich auseinandernimmt und irgendwie weder bestätigt noch aus der Welt räumt. Ist z. B. wirklich jedes Dorf und dessen Bewohner so einfach in Schubladen zu stecken? Egal. Das Dorf im Buch ist so. Punkt. Es obliegt dem Leser, alles selbst einzuordnen. Lisa ist da keine große Hilfe und will sie auch gar nicht sein.

Es ist wie bei ihren Kabarettprogrammen: Sie laviert sich von Satz zu Satz, um dann doch völlig überraschend zum Punkt - oder besser gesagt zur Pointe zu kommen. Das kann man mögen, muss man aber nicht! Auch nicht die im Verlauf des Buches immer expliziter werdenden Ausdrücke. Ich bin wirklich nicht zart besaitet, aber in meinen Augen hat es das Buch gar nicht nötig, in dieser Weise polarisieren zu müssen.

Insgesamt hat mir das Buch aber gefallen. Frau Eckhart jongliert kunstvoll mit Sprache und macht auch vor österreichischem Dialekt nicht Halt. Man sollte deshalb wach und ausgeschlafen sein, denn nach einem arbeitsreichen Tag, ist dieser Schreibstil wirklich anstrengend. Auch sollte man sich nicht unbedingt an einem roten Faden festhalten wollen, denn es wird meist munter von Anekdote zu Anekdote gesprungen. Und falls man gerade sehr harmoniebedürftig ist, ist es auch nichts für einen, denn a bissl bös' ist es auch. Insgesamt aber 4 Sterne von mir.