Ein absoluter Volltreffer!

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Charaktere:
Womit will ich beginnen? Vielleicht mit Nicole Böhms unbestreitbarem Talent, Charaktere zu kreieren, Situationen zum Leben zu erwecken und sich perfekte Gespräche auszudenken. Meines Erachtens stehen und fallen New-Adult-Bücher mit der Glaubwürdigkeit ihrer Charaktere. Riley und Julien? Jackpot! Sie führen interessante, tiefgründige Gespräche, sind sich ihrer Sache teilweise so sicher und haben doch Schwächen, was sie gleich noch sympathischer macht. An manchen Stellen hätte ich mir Juliens Charakter noch etwas greifbarer und besser ausgearbeitet gewünscht, denn trotz seiner ruhigen, besonnenen Art hatte ich nicht immer den Eindruck, wirklich zu wissen, wer er ist. Allerdings macht Rileys einerseits so zielgerichtete und getriebene, andererseits so wenig von sich selbst überzeugte Persönlichkeit das wett. Grundsätzlich sind vor allem die Widersprüche, die Riley und Julien in sich tragen, so interessant und machen sie zu starken Charakteren.


Dialoge und Thematik:
Selten habe ich so fantastische Dialoge zwischen Charakteren gelesen. Ich konnte mich in ihren Worten verlieren und es mir so bildlich vorstellen, als wäre ich daneben gestanden, während sie über Kaffee und Musik und Vertrauen und ihre eigenen Unsicherheiten sprachen.
Die Thematik wurde meines Erachtens von sehr vielen Seiten beleuchtet, man merkt, dass Nicole Böhm sich nicht nur mit dem Musik- und Musical-Business auseinandergesetzt hat, sondern auch zum Teil eigene Erfahrungen mit in die Geschichte einfließen lassen konnte. Ganz besonders mochte ich dabei die unterschiedlichen Lebensabschnitte, in denen sich Riley und Julien während des Buches befanden: er bereits Mitglied einer bekannten Band, sie noch immer im Kampf um jede noch so kleine Rolle am Broadway. Dieser Unterschied und der Umstand, dass Riley und Julien dennoch so viel voneinander lernen konnten, hat mir sehr gut gefallen.


Plot:
Erfrischend war die geschickte Leichtigkeit, mit der die Autorin ihre Leser durch den Plot führt. Für die knapp 450 Seiten gab es gar nicht so viele große Ereignisse, aber das ist für New Adult normal. Geschichten wie ONE LAST SONG sollten vom Subtext und von den Beziehungen zwischen den Charakteren leben, und nicht unbedingt in erster Linie von einem aufregenden Plot. Dennoch hat diese Geschichte von der ersten Seite an eine unglaubliche Anziehungskraft und Spannung aufgebaut, die sich fast bis zur letzten Seite hält. Nicht nur die Entwicklung zwischen Julien und Riley wurde gut auf- und ausgebaut, auch Rileys und Juliens Persönlichkeitsentwicklungen waren gut durchdacht und interessant. Die eingebauten und zur Situation passenden Songtext-Passagen waren ein sehr schönes Extra.


Einziger Kritikpunkt:
Julians große Angst, welche in ONE LAST SONG thematisiert wird, finde ich grundsätzlich gut gewählt für dieses Genre – auch wenn ich relativ zu Anfang bereits wusste, auf was es hinauslaufen würde. Jedoch fand ich persönlich, dass seine Reaktion etwas überzogen war.

VORSICHT, SPOILER!

Summer ist definitiv keine sympathische Person, aber Julians – im betrunkenen Zustand noch verständliche – Schlussfolgerung, Summer würde nur mit ihm zusammen sein, um dadurch selbst besser in der Branche Fuß fassen zu können, fand ich etwas extrem. Summer hat ihre Position als Julians Freundin definitiv ausgenutzt, aber ich konnte bis zum Ende von ONE LAST SONG nicht verstehen, wie Julian darauf kam, dass sie einzig und allein wegen seiner Berühmtheit mit ihm zusammen war.
Da die Thematik an sich jedoch sehr gut beleuchtet wurde, war dieser Punkt in meinen Augen nicht sonderlich störend.

SPOILER ENDE


Fazit:
Warum ist dieses Buch so viel besser als viele andere desselben Genres? So ganz genau kann ich das auch noch immer nicht sagen. Aber Fakt ist, dass ONE LAST SONG vormittags bei mir eintraf und ich noch am selben Tag die letzte Seite umgeblättert habe. Ich konnte und wollte dieses Buch nicht mehr aus der Hand legen, und genau das macht eine wirklich fantastische Geschichte aus. Definitiv eins der besten Rockstar-Bücher, die ich bis jetzt gelesen habe.

Bewertung:
5/5