Kein gekröntes Meisterwerk mit etwas Sternenstaub ...

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Inhaltserzählung:
Ich muss gehen. Auch für Mum und Vicky. Für alle Mädchen, die diese Wahl nie bekommen haben. Und für mich.
"Geh für mich", flüstert Liam.
"Aber wenn ich geh, dann geh ich nicht ohne dich", sage ich. Ich nehm dein Herz mit, wenn ich geh. Und damit dir nicht kalt wird in deiner Brust, lass ich dir mein Herz da. Es soll für dich schlagen. Es soll für dich fühlen. Und wenn der Mensch kommt, der deine Liebe verdient hätte, dann soll es für dich lieben, mit all meiner Kraft. Mit all der Kraft, mit der es dich jetzt liebt. Vielleicht werde ich dieser Mensch sein", flüstere ich in den Kuss.
"Du wirst es immer sein", erwidert er.
(Seite 507/508)


"Nutze deine Zeit sinnvoller als mit dem Versuch, gegen etwas zu kämpfen, was sich auf keinen Kampf mit dir einlässt. Ich weiß, dass du eine Kriegerin bist, Mailin. Und du bist klug genug, deine Gegner sorgfältig zu wählen. Du würdest auch nicht mit einem Schwert in den Kampf gegen das Meer, den Wind oder die Nacht ziehen."
"Nein. Ich würde mir eine geeignetere Waffe suchen."
(Seite 185)


Was, wenn ich in meine Welt springe und mein ganzes Leben lang nicht erfahre, ob er es geschafft hat?
Ich bin für dich gesprungen.
Aber ich hätte für dich bleiben sollen.
Und so warten wir, die Sterne funkeln und ich suche nach den hellsten, nach den strahlendsten. Denen, die vermutlich längst verloschen sind.
(Seite 504)


So viel Bücher. Und du nimmst ausgerechnet dieses. Von Sternen gekrönt und von der Zeit betrogen. Hinter tausend Nächten siehst du sie wieder. Verschlossene Schwingen weisen den Weg.
(Seite 452)


Autorin:
Jennifer Benkau wird 1980 in Solingen geboren und erzählt schon als Kind Geschichten, zunächst nur mündlich, später haut sie in die Tasten einer Schreibmaschine. Als sie älter wird, verliert sie zwischenzeitlich ihre Leidenschaft für das geschriebene Wort aus den Augen, bis sie 2008 mit der Idee zu einem Roman aus ihrem Dornröschenschlaf gerissen wird. Heute hat Jennifer Benkau bereits mehrere Bücher bei verschiedenen größeren und kleineren Verlagen unter verschiedenen Namen veröffentlicht. Hauptsächlich schreibt sie romantische Fantasy für junge Erwachsene und Jugendliche. Besonders beliebt sind dabei beispielsweise der Einzelband »Marmorkuss« oder die 2019 gestartete Reihe »One True Queen«.

Benkau ist zudem Mitbegründerin des Autorenlabels Ink Rebels, zu dem neben ihr vier weitere deutsche Autorinnen gehören. Die Schriftstellerin lebt gemeinsam mit ihrem Mann, drei Kindern und einem Haufen Tiere im Rheinland. Beim Schreiben braucht sie vor allem Kaffee, Schokolade, laute Musik, manchmal auch Wind oder ein Glas Rosé.



Bewertung:
Die Aufmachung ist von außen wie auch von Ihnen sehr schön aufeinander abgestimmt. Das Cover ist nichts spektakuläres, passt aber zum Konzept der Geschichte. Insgesamt ist das Cover samt Titel ganz typisch nach dem derzeitigen Hype gehalten: Großes Bild, großer Titel. Interessant finde ich hier die blühenden Zweige, sie sich aus dem Obertitel strecken. Das macht es schon etwas speziell und besonders. Diese finden sich auch an den Kapitelanfängen wieder. Schön finde ich besonders, dass eine Karte zur Geschichte hinten und vorne im Buch abgebildet ist. Diese hat mir bei der Orientierung der Orte während des Lesens geholfen.

Schon die Widmung ist wunderschön poetisch:

So viele Bücher.
Und du nimmst ausgerechnet dieses.


Ebenso die erste Sätze hatten es mir angetan:

Wie viel Mut es kosten kann, ein Buch aufzuschlagen. Alice im Wunderland. Heute lege ich es darauf an, eine Regel nach der anderen zu brechen, aber mir steht ohnehin der Ärger meines Lebens bevor.
(Seite 7)


Die Leseprobe auf vorablesen hat mir gut gefallen und endete auch genau im spannenden Augenblick. Da wollte ich unbedingt weiterlesen. Ich hatte Hoffnung, dass die Geschichte trotz Klischees mit vielen Abenteuern aufwartete, die die Leseprobe aufblitzen ließ. Eine Lesefreundin hat mir das Buch dann geschenkt. ♥

📖"Warum hilfst du mir, egal wie gefährlich es ist?"
"Nicht ohne Grund. Mach dir bitte nichts vor und vergiss das nie. Jemand wie ich, der tut nichts ohne Grund."📖
(Seite 258)

Der Schreibstil ist fließend, poetisch und leicht sarkastisch gehalten. Es wechseln sich kurze mit langen Sätzen ab. Der Streit mit ihrer Mutter - den Kampf um ihre Schwester - ist eindrucksvoll beschrieben; emotional, poetisch und gleichzeitig noch mit einer Prise Humor gewürzt. Die Geschehnisse zu Anfang sind fesselnd und mysteriös geschrieben. Zwischen "Was ist denn hier los?" und Momenten, die Hoffnung und Mut machen, scheint alles dabei zu sein. Assoziationen zum Buch "Alice im Wunderland" werden von Beginn an gestreut.

📖"Was ist das Schlimmste in diesem Wald?", flüstere ich, obwohl ich nicht weiß, ob ich die Antwort hören will.
"Das Schlimmste hier, ja?", fragte er schließlich. "Das bin ich."📖
(Seite 97/98)

Der Humor im Buch reicht von poetisch bis ungläubig; diese Vielfalt habe ich bisher noch nicht zu lesen bekommen (nicht, soweit ich mich erinnere). Das hat mir sehr gut gefallen. Ebenso die Botschaft der Hoffnung, die von der ersten Seite an, vermittelt wird. Sätze wie "Ich bin nicht gewalttätig. Leider." (Seite 35) und "Die Sterne leuchten am hellsten, wenn sie verglühen." (Seite 331) haben mich berührt. Auch die Dialoge sind zum Teil sehr humorvoll gestaltet und haben mich oft zum Schmunzeln oder Lachen gebracht:

"Hast du auch einen Namen?"
"Such dir einfach einen Namen aus. Vorhin hast du mich Arschloch genannt, das passt doch, oder nicht?"
"Vollidiot", murmle ich verunsichert.
"Auch in Ordnung."
(Seite 48)

Auch hier hat die Autorin nicht an tiefgründige Dialoge gespart, die einen zum Nachdenken bringen:

Ich springe auf die Füße, verneige mich vor ihr und der Ehrenseite des Dojos und beginne die Kata erneut.
"Besser?", fragte ich.
Lucinda lächelt. "Nicht genug. Noch mal. Und dann noch einmal. Und sobald du mich nicht mehr fragen willst, ob du gut genug warst, weil dir dein eigenes Urteil wertvoll erscheint, kannst du für heute Schluss machen."
(Seite 20)

Sogar ein ulkiges Wort, das ich noch nie gehört oder gelesen habe, ist mir aufgefallen:

pfoteln (Katze pfotelt nach dem Seil, Seite 231)


Die Hauptcharaktere sind für diesen ersten Band ganz okay ausgeschrieben. Da es ja eine Reihe ist, ist das erst abschließend zu bewerten. Für diesen Teil der Geschichte reicht es, und die fehlenden Charakterzüge zur Geschichte bezogen, machen neugierig auf Band 2. Die Nebencharaktere sind für mich aber etwas zu schwach ausgearbeitet. Kann natürlich auch hier sein, dass es sich insgesamt auf die Bände verteilt - das Problem ist ja, dass man das nicht weiß. Wie kritisiert man das dann am besten? Mailins ständige "Ich denke, ich fühle, ich glaube"-Sätze sind sehr auffällig hier und etwas weniger täte ihrem Charakter gut. ich mag ja generell Ich -Erzählungen, aber Mailins Gedanken- und Gefühlsgänge waren mir schon etwas too much. Mir haben einige Handlungen zu einzelnen Charakteren gefehlt, die ich für diesen Geschichtsteil für wichtig finde. Was mir sehr stark in Erinnerung geblieben ist, als Beispiel, ist der Bezug zu Vicky; leider kann ich das nicht ausführend erläutern, wie ich möchte, da es ziemlicher Spoiler ist. Aber alles um sie herum ist fehlerhaft in der Geschichte.

📖Der Wind ist so stark, so stürmisch, so vollkommen unnachgiebig.
Aber ich - ich bin es auch.📖
(Seite 23)

Zusätzlich gibt es einige Ungereimtheiten und Widersprüchlichkeiten, die ich hier aber benennen kann; Lucinda hat Mailin angeblich in der Frauenkabine des Studios gefunden? Aber anfangs wird erzählt, sie ist Draußen, als sie verschwindet ... Dann hört Mailin im Königreich Lyaskye so einiges. Sie wird von jemanden (verrate ich nicht) der Spionage für einen Bosworth bezichtigt, sie selbst fragt denjenigen aber gar nicht, wer dieser Boswoth ist, sondern geht sofort auf das Gespräch ein. Ziemlich realitätsfern. Und sie ist so naiv, dass sie auf Hilfe von jemanden (verrate ich nicht) zu hoffen, der ihr bereits gesagt hat, dass er ihr nicht helfen kann, selbst, wenn er wollte. Nicht zu vergessen, dass sie einmal vom Pferd mit Karacho auf Hüfte und Schulter fällt, zwei Meter mitgeschleift wird, aber dann Sekunden später sofort weiterhumpelt ... ehrlich jetzt??!! Das hat mich dann echt genervt, diese zum Teil realitätsfernen Annahmen und Handlungen.

📖Er zieht mich in seine Arme, drückt meinen Kopf an seine Brust und hält mich fest.
"Es hilft nicht", würge ich zwischen Schluchzern hervor. "Ich kann nicht aufhören."
"Musst du nicht", sagt er und für eine Zeit, die abzuschätzen ich nicht imstande bin, hält er mich ohne ein weiteres Wort.📖
(Seite 272)

Der Handlungsstrang ist schwierig zu beurteilen. Bis zur Hälfte des Buches passiert zwar hin und wieder was abenteuerliches, es ist aber nicht besonders fesselnd, manchmal gar lahm in der Erzählung. Für mich hat es lange gedauert, etwa ab der zweiten Hälfte, bis es wirklich fesselnd wurde. Trotzdem war es nie wirklich langweilig, ich bin sehr schnell durch die Seiten gekommen und konnte das Buch nicht immer gut weglegen. Ist wirklich schwer, das zu beschreiben ... der Schreibstil ist auch bis zum Ende des Buches einnehmend für mich gewesen.

📖Vielleicht liegt ja darin das Geheimnis von Glück. Man muss es zulassen für den Moment, egal, wie kurz er ist. Wer nicht bereit ist, eine Stunde lang das Glück im Herzen unterkommen zu lassen und vor den Zweifeln zu beschützen, kann kaum erwarten, dass es bleibt.📖
(Seite 329)

Ich liebe ja Irland und ich finde es super, dass die Autorin mal ein solches Setting gewählt hat. Aber bis auf den Landsnamen braucht man nichts erwarten, denn irländische Gegebenheiten bringt die Autorin leider nicht mitrein. Das hätte dem Setting dem typischen Irland-Touch gegeben. Davon war für mich jedoch gar nichts zu spüren, kein bisschen Irland. es steht nur auf Papier bzw. Buchdeckel (Papier ist ja bekanntlich geduldig). Ich bin der Meinung, wenn Autoren schon eine Geschichte in einem anderen Land als USA entstehen lassen, muss der Leser das auch spüren/rauslesen können. Die Fanatsy-Welt selbst war nur mit der gezeichneten Karte im Buch teilweise vorstellbar. Jedoch hat meine Fantasy nicht gänzlich dafür gereicht.

📖"Ich will zurück zu meiner Familie", sage ich. "Das will ich schaffen, nur das. Das werde ich schaffen."
"Du verlangst sehr viel. Aber wer, wenn nicht du, sollte nach allem verlangen, was möglich ist?"📖
(Seite 89)

Ich ahnte ja bereits, dass das 08/15-Design von einem Menschen, dass alles und jeden retten muss/wird/kann vorhanden sein würde. Gehofft hatte ich trotzdem auf etwas mehr Neuheit. Die Autorin hat hier kein neues Thema genommen, aber es doch etwas neuartig geschrieben bezüglich ulkige Abenteuer. Mehr war allerdings gegeben, dass sie jedoch nicht genutzt hat. Schade! Insgesamt sind Charaktere (natürlich böser, geheimnisvoller und gutaussehender Mann - eine schöne Heldin) und Handlungen vorhersehbar, wenn auch wenige Überraschungen dabei sind. Auch bestimmte Situationen, werden erst viel später vollständig erklärt oder eben auch nicht (das hatte ich ja schon beschrieben). Einige Geschehnisse konnte ich gedanklich nicht ganz verfolgen bzw. mir vorstellen. Die Liebesgeschichte in dem Ganzen ist viel mehr Klischee als es zum Rest passt - das wirkt etwas zusammenkonstruiert. Das Ende, das offen geschrieben ist, konnte mich nicht überraschen, für mich war das ein logischer Schluss von den bisherigen Geschehnissen. Es hat mich also nicht mehr gefesselt, als bestimmte Aspekte mitten im Buch.

📖Dieser Kuss ist verzweifelt und notwendig. Er schmeckt wie eine Entscheidung; eine wilde Entscheidung, schnell und unüberlegt und vielleicht aus den falschen Gründen getroffen, aber dennoch unausweichlich, hier und jetzt. Und was zählt schon außer dem Hier und Jetzt, in einer Welt, in der ein falscher Schritt dein letzter ist?📖
(Seite 273)

Allerdings ... was einigen meiner Lesekameraden an dem Plot (Beginn) so verwirrend finden, weiß ich nicht und überrascht mich. Das einzig Verwirrende sind natürlich die Namen von Kreaturen, die in dieser Fantasywelt leben. Aber das ist ja immer so, bis man sie öfters zu lesen bekommt. Nichts außergewöhnliches also. Und bisher habe ich noch keine Rezension gelesen, wo die Verwirrung genauer erläutert wurde, also bleibt das wohl ein Geheimnis für mich. Mich hat der Anfang nicht verwirrt. Verwirrend empfand ich die Widersprüche, die sich im Laufe des Buches auftun (siehe oben).

📖"Du musst den Menschen nur genug Lügen erzählen. Irgendwann kannst du ihnen bedenkenlos die Wahrheit anvertrauen und sie können nichts mehr damit anfangen."📖
(Seite 84/85)



Fazit:
Leider weniger fesselnd als ich erwartet hatte, nicht langweilig, aber es kommt kaum in Fahrt. Das verfügbare Potenzial hat die Autorin leider nicht genutzt! Sie hätte da so viel draus schreiben können ... tut wirklich weh.

📖"Ihr seid verrückt!"
"Das war notwendig", beharrt Alys. "Wenn du nur die beiden Optionen hast, aufzugeben oder etwas Verrücktes zu wagen, dann wäre es doch verrückt, das Verrückte nicht zu wagen."📖
(Seite 496)

Für mich wieder ein Hype-Buch, das nicht so gehyped werden sollte. Das nervt einfach furchtbar. Ohne die Leseprobe hätte ich mir das Buch nicht angetan, da Hypes mich ziemlich nerven und der Klappentext nicht viel aussagt bzw. 08/15 ausdrückt. Ein modernes "Alice im Wunderland" abgewandelt und mit weniger Sternenstaub gekrönt, als ich annahm. Aber die teils schrägen Gedankengängen und humorvollen Dialoge machen Spaß. Ich kann diese Geschichte leider nur mit 3,5 Sterne mit Glitzerstaub krönen. Hier fehlt doch etwas mehr als nur der gewisse Funke. Durch das Buch hinweg hat die Autorin Neugier gepflanzt, sodass ich auf jeden Fall Band 2 lesen werde.

📖"Hoffnung ist wie eine Pflanze, May, Sie kann welken, man kann ihre Blüten abreißen oder ihren Stängel durchschneiden, bis nichts mehr übrig ist. Doch sie wächst immer wieder nach."📖
(Seite 297)


Ich habe das Buch nebenbei als Hörbuch gehört (eigene Rezension).