Mach was draus …

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Rufi Thorpe sagt Euch nichts? Und „Only Margo“ ebenfalls nicht? Ging mir auch so, aber vielleicht solltet ihr das ändern … denn so bekannt die Geschichte auf den ersten Blick wirken mag, so ungewöhnlich ist sie in ihrer Umsetzung.

Die „Handlung“ ist fix umrissen: Margo ist eine junge Frau, die ungewollt schwanger wird – von ihrem Professor, der – wie sollte es anders sein – seine Frau nicht verlässt, sondern Margo. Die hat nun gleich mehrere Probleme: ein Kind, für das sie sorgen muss, und ein Job, um an Geld zu kommen, muss her. Doch den zu finden, ist eine Herausforderung und so bietet sie „besondere Bilder von sich“ auf einer Plattform an, unterstützt von ihrer Mitbewohnerin und ihrem Vater. Doch damit steht sie vor dem nächsten Problem: Ihr Erfolg überrollt sie geradezu – ist es das wert?

Bis hierhin könnte man sagen: so oder ähnlich schon gelesen, aber die Ausführung … Schon mit den ersten Sätzen hatte Rufi Thorpe mich, ihr Schreibstil kommt so lakonisch und zugleich bildhaft daher, dass ich nicht anders konnte, als Margo bzw. das Buch zu mögen. Da ist eine Protagonistin, deren Möglichkeiten in vielerlei Hinsicht beschränkt sind, deren Ansprüche jedoch umso größer. Doch im Gegensatz zu vielen anderen verkrümelt sie sich nicht in die Schmollecke, sondern macht das Beste daraus und ist dabei schlicht erfrischend. Das Gleiche gilt für Margos Mitbewohnerin Suzie bzw. ihren Vater Jinx: Die beiden sind so amüsant, so chaotisch, so schräg, mehr als einmal habe ich herzhaft gelacht. Noch erstaunlicher ist es, dass einem dieses Lachen nicht im Halse steckenbleibt, denn die Themen (Plattformen und ihre Wirkungen auf ihre Nutzer bzw. ja, auch Formen von ausbeuterischer Arbeit) sind eigentlich ja so gar nicht lustig. Insofern hat die Autorin hier eine herausragende Leistung vollbracht, wobei sie eigentlich „nur“ beobachtet, was in der realen Welt passiert, die Bewertung ihrer Leserschaft überlässt und das mit liebevoll geschilderten Figuren in die literarische Welt transferiert. Sicherlich ist es eins dieser Bücher, das man liebt oder hasst und man muss Thorpes Art von Humor schon mögen, um das Buch bzw. seine Figuren zu lieben, aber wenn das der Fall ist, avanciert „Only Margo“ zu einer der originellsten Geschichten des Jahres.