Phänomen OnlyFans: Mom-Edition

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karolina_hruskova Avatar

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Aus meiner Sicht ist der Roman nur alleine wegen seines Covers eine 10/10! Aber auch der Inhalt ist überzeugend: Margo, eine junge Studentin, verliert das pull out game mit ihrem Collegeprofessor und wird ungewollt schwanger. Beistand erhält sie nur von ihrem Vater, einem Ex-Wrestler mit Drogenproblemen. Um Geld zu verdienen, beginnt Margo schließlich mit OnlyFans. Klingt völlig schräg und ist auch genau das.

Und trotzdem steckt hinter Margos Geschichte noch so viel mehr als eine abgefahrene Kombination aus Babys, Wrestling und OnlyFans. Von Anfang an wird ihr vorgeschrieben, was das Beste für sie sei. Sie wird unterschätzt, klein geredet und bevormundet. Margo erwacht dann jedoch endlich aus ihrer anfänglichen Starre, als sie begreift, dass sie auch als Mutter selbstbestimmt leben und Geld verdienen kann, indem sie (aus der Not heraus) mit OnlyFans beginnt. Zuerst zaghaft und unsicher, versucht sich Margo an der neuen Einnahmequelle – und blickt schon bald auf wachsenden Erfolg, vor allem durch die Tipps ihres Vaters. Margo entwickelt sich zu einer selbstbewussten jungen Mutter, die äußerst engagiert ihr Business vorantreibt.

Gleichzeitig stößt sie auf Widerstand, denn sie sei als Sexarbeiterin eine Enttäuschung als Tochter, eine schlechte Mutter und verantwortungslos ihrem Baby gegenüber. Ich mochte die Kritik, die Rufi Thorpe an der Gesellschaft verübt. Warum wird eine Frau verurteilt, nur weil sie Sexarbeiterin ist? Verurteilt von Behörden, vom Vater des Kindes, von der eigenen Mutter – letztere haben Margo vorher auf unterschiedliche Art im Stich gelassen. Auch die Misogynie, der Margo im OnlyFans-Kontext gegenübersteht, war leider viel zu real. Ich kann mich nicht entscheiden, was ich schlimmer finde.

»Only Margo« war einfach nur schön zu lesen. Der Schreibstil war leicht und unterhaltsam und hat damit eine Geschichte, die nicht schriller auf Missstände hätte deuten können, herrlich verpackt. Im gleichen Zug deckt »Only Margo« ein Armutszeugnis auf, das so traurig ist, dass man eigentlich nur verzweifelt darüber lachen möchte. Ich bin wirklich froh, dass ich Margo kennenlernen konnte!