Rufi Thorpe hat wieder abgeliefert!

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katzenminze Avatar

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Margo ist gerade mal 19 als sie von ihrem Literaturprofessor schwanger wird. Der hat bereits Frau und Kinder und will mit Schwangerschaft und Baby nichts zu tun haben. Mit dem Baby ist an ein Studium nicht mehr zu denken und ihren Kellnerjob ist Margo schneller los als sie gucken kann. Auch von ihren Eltern ist nicht viel zu erwarten: Ihr Vater, ein ehemaligen Wrestling-Star, hat bisher hauptsächlich mit Abwesenheit gegläntz und ihre Mutter ist so desinteressiert und überfordert mit ihrem kleinen Enkel, dass man sich fragt, wie sie ihr eigenes Kind überhaupt zu einem halbwegs normalen Menschen hat heranziehen können.

Margo ist also mehr oder minder auf sich allein gestellt und so entsteht die Idee sich einen OnlyFans-Account anzulegen. Damit verdient sie gut, kann von zu Hause arbeiten und sich nebenbei um Baby Bodhi kümmern. Aber bringt der Account vielleicht mehr Probleme mit sich, als er löst?

Nach den ersten Seiten dachte ich: Oje, eine schwangere, komplett naive 19-Jährige, das kann ja heiter werden! Aber schon bald hat mich die Geschichte total in ihrem Bann gezogen und nicht mehr losgelassen! Margos Stärke, ihre Kreativität und die Entwicklung die sie im Laufe der Geschichte durchmacht, sind einfach toll zu lesen.

Rufi Thorpe zeichnet ein lebendiges Bild davon, welche Steine jungen Müttern in den Weg gelegt werden. Welche Vorurteile herrschen, wie machtlos man sich fühlt und wie man dafür verachtet wird, wenn man sich etwas Macht zurückholen möchte. Zusammen mit einem Wrestling-Vater, einer Cosplay-Mitbewohnerin und den nischigen Ecken von Social-Media kommen die ernsten Themen aber nicht zu harsch daher. Zwar möchte man teilweise ins Buch beißen vor lauter Ungerechtigkeit, es gibt aber auch witzige Stellen und manchmal ist es schlicht und einfach schön, beispielsweise wenn Margo ihrem Vater endlich näher kommt.

Wie schon Rufi Thorpes ersten Roman habe ich dieses Buch an einem Wochenende durchgesuchtet. Ich war so in Margos Schicksal involviert, dass nicht weiter zu lesen einfach keine Option war. Thorpe spielt dazu noch so geschickt mit einer Mischung aus Ich-Erzählerin und dritter Person, dass Margos Leben noch realer wirkt.

Wer eine ernste Geschichte mit Witz, Chaos und Wrestling lesen möchte, die einen in die seltsameren Ecken des Internets führt, dabei berührt und mitreißt, der ist hier genau richtig! Ich habe das Buch wirklich gerne gelsen und vermisse Margo und Co jetzt schon!