Aufregend...

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krimielse Avatar

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Ich hatte das Glück, das letzte Buch des Autors „Drei Tage und ein Leben“ hier lesen zu dürfen und war sehr begeistert über die subtile Spannung, über den Tiefsinn den er den Figuren zu geben vermochte. Deshalb möchte ich sehr gerne sein neues Buch lesen. Ab und zu mag ich nämlich Spannungsliteratur, wenn sie durchdacht und klug geschrieben ist und nicht nur von nägelkauender Ungewissheit und angstvoller Hochspannung lebt, die sich dann schlimmstenfalls in wahren Blut- und Gewaltorgien entlädt.
Dass Pierre Lemaitre ein Meister der verwirrenden und subtilen Spannung ist, zeigt die Leseprobe aufs Beste. Das Ende des Überfalles ist klar, man fiebert also nicht für oder wider das Überleben von Camilles Lebensgefährtin Anne, und das ist gut so. Es lässt die Zeit und gibt die Gelegenheit, sich ganz auf das Geschehen zu konzentrieren, das sehr cineastisch, fast wie durch verschiedene Kameraperspektiven, dargeboten wird.
Bewusst emotionslose Sätze klopfen sich gewehrfeuerartig ins Hirn des Lesers, kalt und zynisch ist die anfängliche Sprache, den Ereignis anscheinend in keiner Weise angemessen. Aber dennoch vermittelt sie genau so einen hervorragenden Eindruck davon, wie weit vom gefühlten Leben alles, was danach passiert, entfernt ist. Man wird absichtlich zunächst auf ganz großem Abstand gehalten, als Außenstehender und analytisch Betrachtender, das ist mein erster Eindruck.
Bravo dafür, und ich muss unbedingt mehr davon lesen.