Nicht kleckern, sondern klotzen

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buecherfan.wit Avatar

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Mit "Opfertod" legt Hanna Winter nach "Die Spur der Kinder" und "Stirb" ihren dritten Thriller vor. Kriminalpsychologin Lena Peters soll die Berliner Polizei bei der Suche nach einem Serienkiller unterstützen, der in zwei Monaten schon zwölf Frauen verstümmelt und ermordet hat - das zwölfte Opfer wird am Ende der Leseprobe gefunden. Leider gestaltet sich Lenas Dienstantritt etwas unglücklich. Als sie am Vorabend vom Joggen zurückkommt, sieht sie einen Fremden vor ihrem Schlafzimmerfenster, den sie für einen Einbrecher hält. Sie schlägt ihn mit einer Schüppe nieder, ohne zu wissen, dass es sich um ihren neuen Chef Volker Drescher handelt. Dann trinken sie auch noch Whisky zusammen, und Lena verschläft an ihrem ersten Arbeitstag. Während der Besprechung geht eine neue Meldung ein. Es gibt ein dreizehntes Opfer, das die Amputation einer Hand überlebt hat. Von dieser jungen Frau erhoffen sich die Ermittler neue Erkenntnisse.

Die Leseprobe zeigt, dass Hanna Winter auch mit einer neuen Protagonistin ihrer alten Linie treu bleibt. Es geht gleich richtig zur Sache, und es gibt nicht zwei oder drei Opfer sondern dreizehn in nur zwei Monaten. Auch bei den Details ist die Autorin  wieder nicht zimperlich ("Der einen fehlten die Arme, die Genitalien, der komplette Unterleib, der anderen wieder die Arme oder gar der Kopf." S. 26). Wollen wir eigentlich wirklich wissen, was ein Psychopath in seinen unterirdischen Kellerverliesen mit seinen wehrlosen Opfern anstellt?

Wie bei den Vorgängern stören mich neben dem Fehlen von Raffinesse beim Plot auch die Fehler und die insgesamt eher schlichte sprachliche Qualität mit etlichen reichlich verunglückten Formulierungen ("Sie selbst haben in einer Fachzeitschrift erklärt, ... das (!) man einem Teammitglied die Kompetenz ebenso wenig an der Nasenspitze ansieht ... S. 18, "..., als sie spürte, wie ein Schwall Wut sie überkam," S. 18,  "Ein gönnerhaftes Grinsen kroch über seine Lippen," S. 16, "Außerdem sollte sie gestern ihren nagelneuen Wagen abholen, den ihre Eltern zum Studium haben springen lassen." S. 21 und schließlich die seltsame Konstruktion "Schließlich war er es gewesen, der sie für den Fall angefragt hatte...", S. 18).

Hanna Winters neuer Thriller verspricht wenig Originalität - weder in der gebrochenen Profilerfigur mit der schlimmen Vergangenheit noch in den trendigen expliziten Beschreibungen von Grausamkeiten.