Anspruchsvoll und mit Crescendo

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anna-katharina Avatar

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Michael Dangl schreibt in seinem Roman „Orangen für Dostojewskij“ über die erfundene Begegnung zweier großer Künstler – Dostojewskij und Rossini – in Venedig. Hierzu hat der Autor die Lebensläufe und Denkweisen der Künstler recherchiert und in die Geschichte eingearbeitet. Diese Idee hat mein Interesse an dem Buch geweckt.
Die ersten rund 100 Seiten waren aus meiner Sicht etwas langatmig und schwerfällig. Andererseits spiegelt dies auch die anfängliche Stimmung Dostojewskijs und seine Enttäuschung über Venedig vor seiner Begegnung mit Rossini wider. Danach wird die Geschichte aus meiner Sicht interessanter und flüssiger. Der Schreibstil ist insgesamt anspruchsvoll, hat mir jedoch gleichzeitig das Eintauchen in die frühere Zeit und das Verständnis für die Charaktere erleichtert.
Mit Rossinis Auftauchen wird die Geschichte schneller und verändert auch Dostojewskijs Blick auf Venedig. Der enthaltsame und religiöse Dostojewskij wird Teil der Gesellschaft rund um den Genießer Rossini, nimmt an ausschweifenden Feiern und Ausflügen teil, entwickelt eine freundschaftliche Beziehung zu ihm und lernt verschiedene Seiten des Komponisten kennen. Bei den beiden Künstlern handelt es sich um zwei grundverschiedene Persönlichkeiten, die jedoch bei näherer Betrachtung auch Gemeinsamkeiten vereinen. Diese Annäherungen in Kombination mit dem Herausarbeiten der verschiedenen Wertvorstellungen, Lebensweisen und Handlungsmuster der beiden Künstler haben mir besonders gut gefallen.