Eine Begegnung, die verändert

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jidewi Avatar

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Fjodor M. Dostojewski, seinerzeit russischer Schriftsteller, ein hagerer Mann, der dem Höhepunkt seiner Europareise entgegenfiebert: Venedig. Kaum einen Schritt in diese erwartungsumhüllte Stadt getätigt, gewinnt der Unmut Überhand, er fühlt sich wie ein alter Mann in seiner Traumstadt, die wie eine Seifenblase zerplatzt. Bis er auf diesen ungewöhnlichen, lebensbejahenden Künstler trifft. Gioachino Rossini hat sein Leben als Ausnahme Künstler ausgefüllt, er umarmt das Leben, genießt in vollen Zügen. Und langsam innerhalb von drei Tagen entmantelt er den bleichen, griesgrämigen Dostojewski und eröffnet ihm ein Venedig, dass er so nicht wahrgenommen hätte.

Das Ganze klingt wie ein Traum? Ist es auch, ein stückweit verschwimmt in "Orangen für Dostojewski" von Michael Dangl Fiktion und Realität vollkommen, nahtlos und die Frage nach dem historischen Hintergrund rückt aus dem Fokus und lässt eine Geschichte zurück, die Reflektionen bietet, Witz, Sarkasmus und Humor, philosophisch anmutet und die Fragen des Lebens neu erklärt, anders und eigen, eben inmitten eines andauernden Gesprächs zwischen zwei reifen, durchaus weisen Seelen. Ich habe mich selbst irgendwann in der Geschichte verloren, bin immer wieder über Sätze gestolpert und konnte nur lesen mit wachem Geist, sodass es für mich sehr langatmig war, die Ideen hingegen lesenswert und manche Gespräche nachhallend. Eine Empfehlung für alle, die einen philosophischen, weltgewandten Austausch unter Intellektuellen favorisieren, Venedig als Stadt der Liebe schätzen und die Kunst im Leben als verankert ansehen.