Eine inspirierende Begegnung

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milena Avatar

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Eine innere Stimme schwingt beim Lesen des vergnüglichen Buches immer mit: "Vorsicht, das muss historisch nicht so gewesen sein! Das könnte sich ganz anders zugetragen haben! Vergiss nicht, das ist reine Fiktion". Das Buch aus dem angesehenen Verlag schmückt ein sehr schönes Cover, das seinem Schauplatz Venedig die Hochachtung entgegenbringt, die diese wundervolle Stadt verdient hat. Fjodor M. Dostojewski, bereits 40 Jahre alt, was zu seiner Zeit tatsächlich eher schon ein vorgerücktes Alter darstellte, macht einen Jugendtraum wahr. Er verbringt trotz persönlicher, beruflicher und finanzieller Krise eine Zeit auf Reisen in Europa und krönt diese Reise mit dem Besuch von Venedig. Zu Beginn seines Aufenthaltes wird der Schriftsteller als ein schlecht gelaunter, zutiefst misstrauischer und eigentlich auch überforderter Mann, der sehnlichst die nächste Geldzuwendung seines Bruders abwartet, geschildert. Die Heiterkeit und Lockerheit des Südens, die er unbedingt kennenlernen wollte, bleibt ihm verschlossen. Die Welt, die ihn umgibt, ihm fremd. Er stellt unablässig Vergleiche mit seiner Heimatstadt St. Petersburg an und kann nicht loslassen. Erst die Begegnung mit Rossini, dem 30 Jahre älteren Mann, erschließt ihm im Buch eine andere Welt. Als Leser ist man so sehr gefangen in dieser Erweckungssituation, das es schwer fällt zu glauben, dass es diese Begegnung in Wirklichkeit nie gegeben hat. Ich finde es ein sehr charmantes Buch, das zwei große Persönlichkeiten den Lesern näher bringt. Ob es der Detailfülle an Ausschmückungen und Personenbeschreibungen von Nebendarstellern und Schauplätzen gebraucht hätte, mag dahingestellt sein.