Was wäre, wenn... ?

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
petris Avatar

Von

Ein Gedankenspiel: Was wäre, wenn,…? Dostojewskij und Rossini befanden sich nachweislich zur selben Zeit in Venedig. Dass es tatsächlich zu einer Begegnung kam, dafür gibt es weder Dokumente, noch Hinweise. Aber, was wäre, wenn es doch so gewesen wäre? Gänzlich unmöglich oder unwahrscheinlich ist das nicht, dass sich der Schriftsteller und der Komponist über den Weg gelaufen sind. Auf dieser Idee beruht der Roman.
Ich mag solche Fiktionen, die nahe an der Realität liegen, Romane, die wahre Persönlichkeiten oder Begebenheiten einfach weiterspinnen und eine neue Geschichte erzählen. Deshalb fand ich diesen Titel reizvoll, der braumüller Verlag liefert auch immer wieder spannende Bücher und Romane, in deren Mittelpunkt Schriftsteller und Musik stehen, sind für mich immer interessant.
Orangen für Dostojewskij ist sehr gut recherchiert, die Fakten zu den Künstlern, das Leben in der Stadt, die Besetzung durch die Habsburger, Dostojewskijs Schaffens- und Gesundheitskrise, Rossinis ausschweifendes Leben, das alles wird lebendig erzählt und lässt ein Venedig Ende des 19. Jahrhunderts, wie die beiden Künstler es erleben, wiederauferstehen.
Doch genau darin liegt für mich auch ein Kritikpunkt. Ich fand den Roman etwas zu detailverliebt und überbordend, zu viele Dialoge, zu viele Beschreibungen, zu viele Nebengeschichten, dadurch hatte er für mich beim Lesen ziemliche Längen, die Geschichte selbst ging oft in der Fülle der Details unter.
Leider konnte er mich auch sprachlich nicht überzeugen. Mir war der Erzählton etwas zu schlicht, beinahe trivial, das konnte die spannende Idee und Grundgeschichte leider auch nicht retten. Etwas mehr Straffheit, etwas raffiniertere Sprache hätten dem Roman gut getan.
Eine gute Grundidee, ein spannendes Thema, ein sehr schön aufgemachtes Buch, das mich leider nicht ganz überzeugen konnte.