Anekdoten aus einer verkorsten Familie

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kuddel Avatar

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Timna und Babis Vater Otto wird zum Pflegefall. Dadurch wird er noch nervtötender und anstrengender als er es zuvor schon war. Seine Forderungen kann er klar formulieren und er verlangt deren Umsetzung. Das wäre in Ordnung, wäre er dabei nicht anmaßend und distanzlos. Der egozentrische jüdische Vater mit siebenbrügischen Wurzeln und der altmodischen Sprache weiß sich bei seinen Mädels durchzusetzen.
In dem Roman reiht Dana von Suffrin Anekdoten aus dem Familienleben Ottos aneinander, dabei springt sie munter in der Zeit hin und her und erzählt von diesem und jenem. Die einzelnen recht kurzen Kapitel lassen sich leicht lesen, man kann immer mal einen Cut einlegen. Manches ist humorvoll oder hintergründig, einiges irrational und unglaubwürdig, nach einer Weile wird dies leider etwas anstrengend: der rote Faden fehlt. Man fragt sich warum jetzt diese Geschichte? Wo führt das hin? Die Antwort habe ich nicht gefunden. Einige Anekdoten lassen sich unterhaltsam lesen, eine Linie konnte ich nicht finden.
Vielleicht sollte es einfach Timna´s Weg aufzeigen, um den Vater in den letzten Monaten zu begleiten, wie sie gemeinsame Erlebnisse aufarbeitet und sich auf den Abschied vorzubereitet. Erkennen konnte ich es nicht, insgesamt hat mir hier leider eine Aussage gefehlt. „Meine Gedanken waren kein Monument, meine Familie war nicht bedeutend, und meine Geschichte war es nicht. Nichts davon verdiente eine Gedenkstätte.“ (S.229)
Vielleicht hätte man sich bei dieser Sichtweise der Autorin die Lektüre sparen können, nach dem interessanten Cover und der guten Leseprobe hatte ich deutlich mehr erwartet. Schade