Im Garten gibt es keine Ameisen

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bavaria123 Avatar

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Das Cover ist schlicht und doch fällt es auf. Wenn man das Papier dann vom Buch trennt hält man ein kupferfarbenes leicht glitzerndes Buch in den Händen. Das weist im Nachhinein tatsächlich darauf hin, dass beides passend zur Geschichte gewählt worden ist. Auch die Geschichte kommt auf den ersten Blick eher schlicht daher, ist aber letztlich glänzender, tiefer gehender.

Der Schreibstil der Autorin ist zunächst einfach gewählt. Sie fügt immer wieder Anmerkungen in Klammern an, was zunächst gewöhnungsbedürftig ist. Wohl auch für sie selbst, da sie manchmal die abschließende Klammer vergisst. Wenn man sich mit diesem Stil angefreundet hat, ist das Buch dann angenehm zu lesen und hat auch viele philosophische Momente.
Schön finde ich beispielsweise diese Passage, in der die Autorin beschreibt, wie aus "greisen Kindern kindische Erwachsene werden": "Kinder...die zu viel ahnten vom Gang der Welt und von den Dingen, die hinter jedem Jahr lauerten".

Vielleicht ist ein Aspekt, warum mir das Buch recht gut gefällt, dass die Region Siebenbürgen eine wichtige Rolle spielt. Denn mein Mann hat dort seine Wurzeln, stammt doch die Linie seines Vaters daher.
Und München, die Stadt, in der Otto letztlich lebt hat für mich eine Rolle als absolute Lieblingsstadt in Deutschland.

Vom Charakter heer gefällt mir Otto nicht. Er ist ein despotischer Mensch, der sich nicht nur seinen Familienmitgliedern gegenüber verletzend benimmt und mit der Umschreibung "eigenwillig" noch gut davon kommt. Und doch erinnert er mich an Personen meiner eigenen Vergangenheit.

Die Erzählerin Timna versucht alle Beteiligten irgendwie zusammen zu halten, tief sitzen die Erfahrungen mit der alkoholkranken geschiedenen Mutter Ursula.

Besonders leid tut mir Babi, die Schwester von Timna. Sie ist eine sehr herzliche Frau und wird von ihrem Vater unmöglich behandelt.

Diese Familiengeschichte erzählt Dana von Suffrin in kurzen Kapiteln, die immer mal wieder Rückblicke sind und zeitlich nicht unbedingt chronologisch gegliedert sind. Ich finde aber, man kann dem Geschehen gut folgen.

Den Vorsatz "Für alle pensionierten Ingenieure" finde ich persönlich Grund zum Schmunzeln...mein Mann ist ab Dezember ebenfalls so einer und ich dann in diversen Jahren ebenfalls.

Das Buch empfehle ich gern weiter an Leser / Leserinnen, die sich auf eine nicht immer harmonische Familiengeschichte einlassen können, die nicht der zeitlichen Abfolge nach erzählt wird und die mehr Philosophie als Humor beinhaltet. Einen Bewertungsstern ziehe ich aber wegen der erwähnten "Klammererzählungen" ab.