Komische Geschichte über einen ganz speziellen Senior

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timphilipp Avatar

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Der Protagonist – Otto – dieses Romans erinnert ein wenig an die Großmutter aus dem Buch „Der Zopf meiner Großmutter“ von von Suffrins Schriftstellerkollegin Alina Bronsky, das ich vor einem Vierteljahr gelesen habe und das ebenfalls im Verlag Kiepenheuer & Witsch erschienen ist. Beide sind gleichermaßen sehr empfehlenswerte Bücher.
Vorliegend wird das Seniorenalter thematisiert. Ottos Geschichte bis dahin wird in Bruchstücken und nicht chronologisch erzählt. In der Gegenwart ist er in seinen 80ern und aufgrund diverser Erkrankungen ein Pflegefall. Über seine zwei Töchter führt er nach wie vor ein strenges Regiment und geriert sich als kleiner Tyrann, der von seinen erwachsenen Kindern unbedingte Unterstützung zu jeder Tages- und Nachtzeit erwartet. Gebürtig ist er Jude aus dem rumänischen Siebenbürgen, das er 1962 Richtung Haifa/Isarael verließ, von wo er in den 70er Jahren nach München kam.
Die Lektüre hat mir sehr viel Spaß bereitet, obwohl ein ernstes Thema – Krankheit und Pflegebedürftigkeit der Eltern im Alter – Gegenstand ist. Das Buch besticht durch Ottos Wesen. Obwohl ihm eigentlich nur negative Eigenschaften anhaften (geizig, tyrannisch, wahnwitzig, starrköpfig), hinterlässt er doch einen liebenswerten Eindruck. Das mag vielleicht an seiner seltsamen Grammatik und seinem oft manipulativ eingesetzten „schönen Bitten“ liegen. Sehr lehrreich und interessant ist auch, was zu seiner schrägen Familiengeschichte zu erfahren ist.
Es ist wirklich lobenswert, wenn eine Autorin wie Dana von Suffrin solch einen gelungenen Debütroman mit einer ihr eigenen, unverwechselbaren Schreib- und Erzählweise hinlegt.