Nicht ganz, was ich erwartet habe

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Otto stammt ursprünglich aus Siebenbürgen, hat einige Jahre in Israel gelebt und sich schließlich als erfolgreicher Ingenieur in München niedergelassen. Jetzt ist er alt, krank und auch geistig nicht mehr ganz so fit. Die Krankenhausaufenthalte häufen sich, seine längst erwachsenen Töchter Timna und Babi besuchen ihn täglich. Trotzdem nörgelt Otto ständig an ihnen herum, fordert mehr Einsatz, denn das ist das Mindeste, was ein jüdischer Patriarch von seinen undankbaren Kindern erwarten kann…

Da Otto alleine in seinem Reihenhaus nicht mehr zurechtkommt, zieht Villa als Hilfe bei ihm ein, eine Osteuropäerin, die kaum Deutsch spricht. Zusätzlich besuchen die Töchter ihn weiterhin ständig, Otto überschüttet sie alle mit teils absurden Aufgaben und unverschämten Forderungen. Dazu gehört auch, dass er von Timna verlangt, die Familiengeschichte aufzuschreiben. Völlig ungeordnet erzählt er ihr Episoden aus der Vergangenheit und weckt Timnas Erinnerungen an ihre chaotische Kindheit.

Auf 240 Seiten erzählt die Autorin eigentlich zwei Geschichten. Einerseits sind da die ungeordneten Episoden aus der Vergangenheit, die tendenziell eher tragisch sind. Und dann die Geschehnisse in der Gegenwart, die mit viel schwarzem Humor beschrieben werden. Die Verknüpfung dieser beiden Erzählstränge fand ich stellenweise nicht ganz geglückt, obwohl beide Teile inhaltlich durchaus ihren Reiz haben. Tatsächlich habe ich deshalb aber deutlich länger für den Roman benötigt, als erwartet.

Die Charakterisierung der Personen fand ich weitestgehend gelungen, auch wenn mir einige Verhaltensweisen doch sehr fremd sind. Insgesamt nicht ganz das, was ich erwartet und erhofft habe, aber mit Einschränkungen durchaus empfehlenswert.

Das ungewöhnliche Cover empfinde ich als sehr gelungen.