Otto muss man kennenlernen

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LESEEMPFEHLUNG!!!!

Was wurde ich hier gut unterhalten mit diesem Debüt und wie gut finde ich dieses schlichte Cover mit den Augen.

Otto ist ein alter, schrulliger Mann, der alleinstehend ist und seine beiden Töchter Timna und Babi sowie seine Pflegerinnen auf Trab hält. Und ganz wichtig, Otto ist Jude aus Siebenbürgen, Rumänien und jetzt, auf seinen alten Tagen stolzer Besitzer eines Reihenhauses.

Otto muss immer wieder ins Krankenhaus ist dem Tode oft wirklich nahe, doch schafft er es, sich immer wieder aufzurappeln und doch nicht zu sterben. Timna, aus deren Sicht der Roman erzählt wird, erinnert sich an einzelne Erlebnisse aus dem gemeinsamen Leben mit Otto, der die beiden Töchter scheinbar nie so richtig abnabeln hat lassen.

Die einzelnen Kapitel sind wie Erinnerungen, ohne Chronologie, aneinandergereiht. Die gesamte Familiengeschichte ist einfach wirklich skurril, aber wie wirklich aus dem Leben gegriffen. Sie sind mit Humor geschrieben, der mir sehr gefallen hat, weil Otto eigentlich ist, wie man viele alte Menschen kennt: geizig, schimpfend, belehrend, fordernd und bevormundend, dann aber auch wieder hilflos und anhänglich mit großer Angst, von seinen beiden Töchter allein gelassen zu werden und gerade dies macht den Roman auch dann sehr tiefsinnig.

Die Dialoge sind genial, weil Dana von Suffrin den Dialekt, die Art zu reden und vor allem was Otto sagt, so niedergeschrieben hat, dass ich ihn richtig im Ohr hatte. Hier ein Beispiel: Otto liegt im Krankenhaus und ein deutscher Arzt sucht am Arm nach einer Vene, woraufhin Otto sagt: "Nein, ich habe so eine Nummer nicht! Wir sind davongekommen!". Auch erinnert Otto seine beiden Töchter immer wieder daran, dass sie sich bereit halten sollen für eine mögliche Deportation. Und das machte den Roman so unterhaltsam.

Fazit: eine absolute Empfehlung.