Gefühlvoll, aber unausgewogen - Eine Geschichte mit Potenzial - 3,5 Sterne

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franeeeeee Avatar

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"Hart und weich. Schmerz und Lust. Unsere gesamte Existenz kondensiert... und zu einem einzelnen diamantenen Augenblick kristallisiert"

Inhalt & Einstieg

Das Buch beginnt mit einem neugierig machenden und interessanten Einstieg, der sofort mein Interesse geweckt hat. Die Geschichte entfaltet sich über verschiedene Zeitebenen hinweg, wobei die Themen Identität, Wiedergeburt und queere Liebe eine zentrale Rolle spielen.

Struktur & Verständlichkeit

Ein großer Kritikpunkt für mich war die Orientierung innerhalb der verschiedenen Zeitebenen. Die Geschichte springt zwischen mehreren Jahrhunderten hin und her, und es war oft schwierig nachzuvollziehen, in welcher Epoche man sich gerade befindet. Die Namen der Figuren änderten sich mit den Zeitsprüngen, was das Ganze noch komplexer machte. Zwar wurden manchmal Hinweise auf das Geschlecht der Figuren gegeben, aber sie gingen im Verlauf oft unter. Die Verwendung von Pronomen war inkonsistent: Obwohl anfangs „they/them“ angekündigt wurde, wurde dann doch oft „sie“ verwendet, was für Verwirrung sorgte.

Sprache & Stil

Ein weiterer Punkt, der mir aufgefallen ist, war der sprachliche Stil in den verschiedenen Zeitabschnitten. Während die Geschichte sich über viele Jahrhunderte erstreckt, unterschied sich die Sprache nur minimal. Gerade bei den Passagen aus dem Jahr 1200 hätte ich mir eine deutlichere sprachliche Anpassung gewünscht. Erst gegen Ende wurde die Wortwahl etwas besser an die jeweilige Epoche angepasst, aber insgesamt blieb dieser Aspekt unterentwickelt. Dadurch wirkte der Übergang zwischen den Zeiten oft zu nahtlos, und ich musste mehrfach auf mein Handy schauen, um zu überprüfen, in welcher Zeit ich mich gerade befand.

Aber besonders im letzten Teil, kurz vor dem Ende, wurde der Schreibstil überraschend poetisch, was mir sehr gefallen hat. Es gab einige Sätze, die so schön formuliert waren, dass ich mir sogar ein Zitat herausgeschrieben habe, das habe ich mir mehrmals angehört, weil es mich so berührt hat. Dieser plötzliche poetische Tonfall hat die Geschichte noch einmal aufgewertet und ihr einen emotionalen, fast melancholischen Abschluss verliehen, den ich sehr genießen konnte.

Protagonisten

Evelyn war als Protagonistin gut geschrieben, besonders ihre emotionale Tiefe und Hilfsbereitschaft haben mir gefallen. Ihre Liebe zu Arden entwickelte sich langsam, anfangs distanziert, später intensiv, aber nicht immer ganz nachvollziehbar. Arden selbst blieb für mich eher blass. Seine Geheimniskrämerei machte ihn anfangs unsympathisch, und obwohl seine Emotionen später greifbarer wurden, fehlte mir insgesamt die Tiefe, um wirklich mit ihm mitzufühlen.

Handlung & Spannung

Der Spannungsbogen entwickelte sich für mich erst spät. Anfangs war ich mir unsicher, worauf die Geschichte hinauswollte, und fragte mich, welches Genre eigentlich dominiert. Die Fantasy-Elemente, insbesondere das Konzept der Wiedergeburt, waren für mich eher ein Nebenaspekt. Viel mehr wirkte das Buch wie ein Liebesdrama zwischen den beiden Hauptfiguren, mit starkem Fokus auf deren Beziehung. Wer sich auf einen reinen Fantasy-Roman freut, könnte enttäuscht sein. Erst gegen Ende nahm die Handlung für mich richtig Fahrt auf, und ich wollte unbedingt wissen, was es mit der Wiedergeburt auf sich hat. Hier konnte mich das Buch schließlich fesseln, auch wenn die Umsetzung des Konzepts insgesamt nicht vollends überzeugt hat.

Gesamteindruck

Buch hatte viele interessante Ideen, konnte diese aber nicht immer konsequent umsetzen. Die schwammige Struktur der Zeitsprünge, die mangelnde sprachliche Differenzierung und der geringe Fantasy-Anteil haben mich stellenweise herausgerissen.

Bewertung: 3,5 von 5 Sternen.

Ein interessantes Konzept voller Emotion, aber in der Umsetzung mit Schwächen. Wer sich auf die Geschichte ohne den Anspruch eines klaren roten Fadens einlässt, kann dennoch ein fesselndes Leseerlebnis genießen.