Killerjagd auf dem PCT

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murphy12 Avatar

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Dieser Thriller startet rasant und packend in die Erzählung. Nicht nur das, sondern auf den ersten 100 Seiten packte mich auch direkt die Wanderlust. Ich war mit auf dem PCT- das hat mich sehr beeindruckend!
Erzählt wird der Thriller aus Sicht diverser Personen: der Täter, der Hauptermittler Steve Cortez, der „zufällige“ Ermittler Mark Stetson, diverse weitere Ermittler, zeitweise auch weitere Personen, die auf dem Trail wandern, einigen Park Rangern, weitere Nebenpersonen usw. Dennoch ist es so, dass man der Geschichte gut folgen kann, sie ist solide ausgearbeitet und mir sind nur wenige Fehler bzw. Ungereimtheiten aufgefallen. Jedoch verlangsamt diese Erzählweise deutlich die Geschichte. Auch die vielen Exkursionen über das Leben in den USA im Allgemeinen (mit einem kritischen Blick) bzw. Gewaltverherrlichungen in den Medien sind für sich genommen in der Sache bestimmt korrekt wiedergegeben, blähen aber die Geschichte auf.
Zudem kommt es oft zu sehr kleinteiligen Beschreibungen, die für sich genommen keine Auswirkung haben. Oft wird noch mindestens ein Halbsatz hinterhergeschoben, der eine Selbstverständlichkeit beschreibt- eineindeutig quasi. Das Buch hat über 600 Seiten. Das für sich genommen wäre für mich als Vielleserin kein Makel, aber auf den Seiten muss dann auch etwas erzählt werden. Wenn ich eher den Eindruck gewinne, dass man ohne viel Mühe mehr als 100 Seiten herauskürzen könnte, hemmt das meine Lesefreude. Zudem wurde ich durch die kleinschrittige Erzählweise und die vielen Erklärungen und Wiederholungen mehrfach an ein Lehrbuch erinnert.
Die Hauptpersonen des Thrillers auf Seiten der Ermittler finde ich überwiegend sympathisch und nachvollziehbar gezeichnet. Über einiges muss man hinwegsehen: z.B. weshalb Mark Stetson als ehemaliger Streifen- und Militärpolizist, der auf dem PCT wandert und zufällig an den ersten Tatort stolpert, direkt vom FBI eingestellt wird. Das ist für mich nicht sehr schlüssig, jedoch hinnehmbar. Für mich ist es so, dass durch die langsame Erzählweise auch viele einzelne Schritte und Vorgehensweisen der handelnden Personen viel genauer unter die Lupe genommen werden und dann diese Handlungen meiner Prüfung mehrfach nicht standhalten.
Insgesamt fand ich den Thriller durchaus solide geschrieben und nicht so schlecht, wie meine Rezension sich liest, jedoch finde ich es schade, dass der Autor sich hier leider aus meiner Sicht durch die allzu genauen Beschreibungen ein Bein gestellt hat. Die Wortwahl und der Schreibstil haben mir gefallen. Die Aufmachung ist gelungen und sticht positiv aus dem Thrillerangebot heraus.