Spannend, lehrreich und gesellschaftskritisch

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dramaya Avatar

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In dem Thriller "Pacific Crest Trail Killer" nimmt uns der Autor Christian Piskulla auf 648 Seiten mit auf den gleichnamigen ca. 4.300 km langen Wanderweg – einem der längsten und spektakulärsten Wanderwege der Welt. Der Trail ist nicht nur anspruchsvoll, sondern es braucht auch ca. 6 Monate um ihn zu bezwingen. Damit sind Wanderer teilweise völlig auf sich allein gestellt in der zum Teil abgelegenen, aber auch wunderschönen Wildnis. Ein perfektes Setting für einen Killer! Als der ehemalige Militärpolizist Mark Stetson sich einen Traum erfüllt und auf den Trail geht, macht er bereits nach 750 km eine entsetzliche Entdeckung: eine Frauenleiche. Er befürchtet, es mit einem Serienkiller zu tun zu haben und informiert die Behörden.

Nicht nur das Cover des Buches hat mich sofort fasziniert. Auch beim ersten Durchblättern war ich sofort von der Karte des PCTs begeistert. Diese hilft beim Lesen, auch wenn ich manchmal Schwierigkeiten hatte, die im Buch angesprochenen Orte zu finden. Aber nicht nur optisch hat mich das Buch sofort überzeugt. Auch der Schreibstil des Autors hat mir sofort gefallen. Mit viel Liebe zum Detail erweckt er die Wildnis am Trail zum Leben und ermöglicht dem Lesenden so, einen Teil mit den Protagonisten zu wandern. Auch die Charaktere finde ich sehr gelungen, angefangen bei ihrer Menschlichkeit bis hin zu den seelischen Abgründen des Killers. Ich gab Charaktere die ich sehr mochte und andere, denen ich bis zum Ende des Buches nicht so recht trauen wollte. Eine tolle Mischung!

Besonders beeindruckt bin ich auch von der Spannung, die konstant aufrecht erhalten wird. Hier werden im Buch überaus geschickt unterschiedliche Themen behandelt, die nicht nur den Thriller-Aspekt bedienen. Der Autor widmet sich gleichermaßen den sozialen Missständen in den USA, Hintergrundinformationen zum Wandern und notwendiger Ausrüstung, den persönlichen Problemen einzelner Protagonisten, oder auch Erotik auf dem Trail. Insgesamt kommt der Thriller ohne detaillierte Beschreibungen von Gewalt aus. Insbesondere im Kontext der Auflösung des Buches und vor dem Hintergrund der Frage, was einen Menschen zum Mörder macht, finde ich das Buch überaus geschickt konstruiert. Man könnte das auch durchaus als ein Experiment an den Lesenden interpretieren – mir hat es zumindest einiges zum Nachdenken gegeben.

Für mich definitiv ein großartiges Buch mit vielen Wendungen und vielen Puzzlestücken, die nicht immer leicht zu interpretieren waren. Über manche Längen oder die Häufung unglücklicher Zufälle am Anfang des Buches schaue ich hier sehr gern hinweg.