Spannend mit etwas überflüssiger Erotik

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Ich hadere mit mir dem Buch 3 oder 4 Sterne zu geben. Ich habe wirklich Spass gehabt das Buch zu lesen aber rein objektiv waren da ein paar Dinge, die nicht so gut waren. Objektiv würde ich dem Buch 3 Sterne geben, aber ich vergebe den letzten immer für wie viel Spass es gemacht hat, daher lande ich wohl bei 4 Sternen.

Wir folgen eine Reihe verschiedener Personen - dem Killer, der Polizei, und einem Detektiv-Typ der in den meisten Büchern dieser Art die einzige Sicht/Hauptperson wäre. Ich finde es toll dass wir auch der Polizei folgen und diese nicht als komplett unfähig dargestellt wird.
Allerdings gibt es einige recht große Löcher im Plott, auf die ich aber nicht ohne stark zu spoilern eingehen kann. Besonders eines am Ende, welches im Grunde alles verraten würde, stört mich so sehr, dass ich einfach nicht darüber hinweg sehen kann. Es sind eine Reihe Dinge von "das macht nicht soo viel Sinn", über "das wirkt nicht als ob jemand vom FBI wirklich so handeln würde" - darüber kann ich hinweg sehen. Was ich aber definitiv nicht zur Seite legen konnte sind immer wider kehrenden sexuellen Themen und wie Personen sich auf dem Trail in Bezug auf Sexualit verhalten. Ich bin nicht prüde und ich habe nichts gegen Sex aber man kann es eben auch übertreiben. Ich verstehe dass der Autor damit eine verdeutlichen möchte dass wir als Leser weniger Probleme mit Gewalt als mit Sexualität in den Medien haben. Dazu schreibt er selbst etwas am Ende, das ist also nicht nur meine Interpretation. Er geht soweit zu erzählen dass von den Test-lesern nur einer Bedenken bzgl der Gewalt im Buch hatte, aber mehrere Testleser Bedenken in Bezug auf die Sexualität hatten. Der Autor macht dies also mit vollster Absicht. Aber ich bin definitiv einer der Personen die ein Problem mit der Sexualität haben. Aber - und hier ist der springende Punkt: es ist nicht weil "Nippel" ist schlimmer als "Waffe". Ich setze mich gerade hin um einen Thriller zu lesen, keinen Erotikroman. Und als solcher erwarte ich dass jegliche Sexualität und Romantik, die im Buch erwähnt wird, sinnvoll und notwendig für den Plot ist. Ich muss nicht das privatleben eines nebensächlichen Charakters auseinander nehmen, über den ich nur in ein paar separaten Erzählsträngen erfahre und was nichts mit der eigentlichen Geschichte zu tun hat und keinen Mehrwert (wie zB Charakterentwicklung) ergibt. Der einzige Einfluss den es hat dass über ein paar Seiten das private Sex- und Liebesleben eines Detecitves beschrieben wird, ist die Stimmungslage zu erklären mit der die Person zur Arbeit kommt - was aber für die eigentliche Geschichte nichts ändert. Dafür über mehrere Seiten in sehr detaillierte - teils extremere - sexuelle Praktiken zu beschreiben empfinde ich einfach als überflüssig. Hier ist der Autor einfach über das Ziel hinaus geschossen. Denn ich kann seiner Theorie zwar generell zustimmen, allerdings beweist er das nicht mit seinem Buch - denn ich wäre genauso angewidert von grafischen Gewaltszenen, die nichts mit dem Plot zu tun haben.
Davon und von den anderen plotlöchern abgesehen hat es trotzdem immens Spass gemacht. Ich konnte komplett eintauchen, der Schreibstil hat mir sehr gefallen, wie das ganze aufgelöst wurde fand ich auch richtig toll und insgesamt konnte ich dieses Buch deutlich länger am Stück lesen ohne eine Pause zu machen als andere Bücher.