Eine Kindheit zwischen Geschichtenerzählern und Krieg in einer wunderbaren Sprache

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evelynm Avatar

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„Alle haben Angst in diesem Land der unterirdischen Kerker.“ Dieser Satz hat sich sofort in mein Gedächtnis eingegraben!

In den Slums von Bagdad in den Jahren des Irak-Iran-Krieges (1980 – 1988)

Der Großvater ist schon ein wahres Unikum mit seiner spitzen Zunge und seinem rabiaten Wesen. Durch die detaillierte und bisweilen bissige und humorvolle Beschreibung dieses alten Mannes kann ich ihn direkt vor mir sehen und versuche, nicht den Kopf einzuziehen. Die Sprachgewalt von Abbas Khider hat mich jetzt schon fest im Griff. „Herzliche Hölle“ und das „Inder-Dorf“ entbehren nicht einer gewissen Komik, aber aufgrund der Verhältnisse im Land, bleibt einem hier das Lachen schon mal im Halse stecken. Eindrücklich und mit einem klaren Blick auf sein Heimatland beschreibt Abbas Khider eine einfache Dorfgemeinschaft, die nicht viel Abwechslung in ihrem Zusammenleben hat, so dass sie sich gerne bei Fackeln und Kerzenschein mit alten, historischen Geschichten die Zeit vertreiben.
Besonders bedrückend empfinde ich die Beschreibungen zur „Regierung“ von Saddam und wie hier auch die Kinder sofort mit einbezogen wurden und der Dienst an der Waffe nicht nur ein großartiges Abenteuer für die Jungs, sondern auch eine Pflicht für den Führer und sein Land war.
»Wir sind Pioniere. Gott, Heimat und Führer. Wir sind Pioniere. Mit ganzer Seele und unserem Blut opfern wir uns für dich, oh Saddam. Wir sind Pioniere.«
Die Leseprobe hat mich beeindruckt und ich kann mir gut vorstellen, dass dieses Buch eine ganz besondere Anziehungskraft hat.