Enttäuschend

Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
route66 Avatar

Von

Auf „Palast der Miserablen“ war ich sehr gespannt und hatte mir aufgrund der Klappentextbeschreibung und den ersten Kritiken ein spannendes Länderportrait über ein schwieriges Thema erwartet, welches mit viel Humor erzählt wird. Assoziationen mit „Mitternachtskinder“ von Salman Rushdie sind mir sofort in den Sinn gekommen, als ich die Beschreibung gelesen habe.
Leider hat mich der Roman enttäuscht. Es geht um Shams Hussein, der in einer kleinen Stadt im Irak aufwächst und dann mit seiner Familie nach Bagdad zieht. In einem parallel laufenden Handlungsstrang verfolgt man wie Shams als Erwachsener im Gefängnis inhaftiert ist.
Die Verknüpfung der beiden Handlungsstränge gefällt mir, weil dadurch schon recht früh klar wird, wohin die Handlung steuern wird und es nicht bei der Kindheitserzählung bleiben wird. Der Roman lässt sich gut lesen, verzichtet aber meiner Meinung nach vollkommen auf einen Spannungsbogen. Obwohl die erzählten Ereignisse (Krieg, Folter, Armut) sehr ernsthaft sind, kann ich mit den Figuren nicht mitfühlen. Viel Humor kann ich in der Handlung auch nicht erkennen, wenn er doch auftaucht, wirkt er hölzern.
Wenn man sich die Biografie des Autors durchliest, scheint der Roman deutliche biografische Anklänge zu haben. Eine Biografie wäre dem schwierigen und wichtigen Thema sicherlich besser gerecht geworden als dieser Roman. Sehr schade, denn ich denke, dass die Hauptkomponenten für eine sehr besondere Geschichte gegeben sind.
Fazit: kein wirklich schlechter Roman, aber auch kein Buch, dass mich mitreißen oder berühren konnte. Immerhin ein ganz interessanter Einblick in das Leben im Irak in den 1990ern.