Überleben (Hörbuchrezension)

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
signalhill Avatar

Von

Ich habe das Hörbuch von Abbas Khiders "Palast der Miserablen" gehört. Dieses wird gelesen von Thorsten Flassig und ist als ungekürzte Lesung auf zwei mp3-CDs im HörbuchHamburg Verlag erschienen. Das Hörbuch hat eine Länge von ca. 9 Stunden.

Shams Hussein, der kleine Junge aus dem ländlichen Irak wird zusammen mit seiner Schwester im Armenviertel Bagdads groß. Die Geschichte seiner Kindheit und Jugend ist einerseits eine politische, andererseits auch eine sehr persönliche. Khider erzählt auf Deutsch; in seiner Muttersprache vermag er den Schrecken seiner Lebensgeschichte bzw. der Lebensgeschichte von Shams Hussein nicht zu erzählen.

Das Hörbuch wird gut gelesen von Thorsten Flassig, und man klebt an seinen Worten. Ich musste dafür das Hörbuch aber zweimal hören, erst dann fand ich es sehr eindringlich, und es bleibt im Kopf. Daher habe ich meiner Rezension noch einen Stern zugefügt. Ich finde das Hörbuch sehr authentisch, und es mag für viele Kinder und Jugendliche stehen, die in den Blechvierteln um ihr Überleben kämpfen. Immer ist man damit mit einem Fuß in der Illegalität oder in Gefahr, aber Khider hat gelernt, damit zu leben und zu überleben.

Dabei ist "Palast der Miserablen" ein wichtiges Buch, und solche Erinnerungen müssen aufgeschrieben werden. Weil es sich um eine Lebensgeschichte handelt, darf man aber keinen Spannungsbogen wie in einem konstruierten Roman erwarten. Dennoch hätte ich mir ein "echtes Ende" gewünscht, wenn man das so sagen darf. Das Hörbuch endet einfach ohne weitere Erklärungen oder vielleicht einen Epilog, der erzählt, was aus Khider wurde. Natürlich weiß man, dass der Autor nun in Deutschland wohnt und dem Elend entkommen ist. Dennoch ist das Ende unbefriedigend.

Am Ende bleibt das Gefühl, nicht nur ein Schicksal, sondern das Schicksal vieler Kinder im Irak kennengelernt zu haben. Sicher versuchen auch heute noch viele, im Blechviertel oder ähnlichen Vierteln ein wenig Geld zu verdienen und zu überleben. Spannend fand ich aber, wie die Menschen sich in selbst gebauten Baracken doch ein einigermaßen lebenswertes Leben aufbauen.

Ich würde gern noch eine Fortsetzung der Lebensgeschichte Khiders hören.