Absolut anrührend!

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laberlili Avatar

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Während der letzten Tage habe ich mir, sozusagen Kapitel um Kapitel, das von Hendrik Duryn, in der ungekürzten Fassung, eingesprochene Hörbuch zu „Pandatage“ angehört – und bin regelrecht dahingeschmolzen.
Die Geschichte um Danny, dessen Frau bei dem Unfall gestorben ist, den ihr kleiner Sohn Will schwerverletzt überlebt hat, und seine Bemühungen, für seinen Sohn zu sorgen, ihm das gewohnte Dach über dem Kopf weiterhin bieten zu können und ihn wenn möglich dazu zu bewegen, wieder zu sprechen, sind einfach herzallerliebst. Dabei wirkt die Tragödie zunächst übermächtig: die verunglückte, tote Frau und Mutter, der zweifelsohne traumatisierte Sohn, der seit dem Unfall nicht mehr spricht und sich in sein Schneckenhaus zurückgezogen hat, dazu verliert Danny nun noch seinen Job und die Miete, die dazu just um 20% erhöht worden ist, hat er auch schon länger nicht mehr zahlen können… da mutet es schon ein wenig seltsam an, wenn in der Buchbeschreibung von „Situationskomik“ und „saukomisch“ die Rede ist.

Soso, und wer „About a Boy“ mochte, der wird „Pandatage“ also lieben? Okay, damit kann ich tatsächlich d’accord gehen. Ich fand „Pandatage“ nun sogar sehr, sehr viel besser als „About a Boy“, sorry, Mr. Hornby.
Dazu tragen sicherlich auch die Nebencharaktere bei; ganz allgemein sind die Figuren hier zudem so divers, dass erst gar kein Einheitsbrei zu entstehen drohen kann; selbst die scheinbar „bösen“ Eigenschaften ruinieren in keinem Fall den Irrwitz der Personen. Selbst der skrupellose Vermieter zeigt zwischendurch überraschende Anzeichen von Menschlichkeit; sein Brutalo-Assistent wirkt häufig unfreiwillig komisch in seinem Beharren, endlich mal wem die Knochen brechen zu dürfen. Dannys Freund Ivan, ein der Beschreibung nach „mit Knasttattoos übersäter Kleiderschrank“ (der im Übrigen ganz besonders hervorragend von Hendrik Duryn intoniert wird; jeder Szene mit Ivan zu lauschen war mir mehr als eine reine Freude), entpuppt sich recht schnell als herzensguter Kumpel, der seine Freunde nicht im Stich lässt; auch die Tänzerin Krystal, die sich bis zuletzt einen Spaß daraus macht, Danny wieder und wieder zu foppen, lässt ihn dennoch nie hängen. Da fand ich es zudem übrigens positiv, dass hier nicht noch auf Biegen und Brechen eine Liebesgeschichte zwischen Danny und ihr, á la „der Witwer findet ein neues Liebesglück“, konstruiert wurde.
Als running gag dient hier das abgeranzte, schäbige Pandakostüm, in dem (fast) niemand zunächst einen Panda sieht (dafür aber einen Waschbär, einen Dachs… zu erkennen meint); für Ivan bleibt Danny da auch bis zuletzt konsequent die „tanzende Ratte“ – aber dennoch scheint exakt dieser Panda die Menschen zu faszinieren und bei einer Zufallsbegegnung mit dem Panda beginnt Will zu sprechen und sich fortan regelmäßig dem Panda anzuvertrauen, von dem er nicht weiß, dass sein Vater in jenem Kostüm steckt. Da finden rührende Gespräche statt, aus denen sich herzige Konsequenzen ergeben – aber auch die Spannung des Romans, denn man ahnt unweigerlich, dass Will irgendwann erfahren müssen wird, dass sein Vater jenen Pandabären darstellt, und dass das Vertrauensverhältnis dadurch wiederum beeinträchtigt sein könnte. Da hatte ich letztlich echt schon ein wenig Angst, dass „Pandatage“, was zuvor durchaus andauernd zum Schmunzeln war, in einem allzu dramatischen Höhepunkt enden könnte – oder in einem offenen Schluss, ohne dass sich die Grundthematik deutlich verändert gehabt hätte.
Aber Gould-Bourn hat es doch geschafft, die Geschichte glaubwürdig enden zu lassen; es wurde nichts überdramatisiert, aber auch nicht überromantisiert. Die traurig-melancholisch-witzige Handlung blieb quasi auf dem Boden der Tatsachen und ich habe es wirklich bedauert, als auch die letzte Romanzeile gehört war und ich die durchaus liebgewonnenen Figuren somit nicht noch länger auf ihrem Weg begleiten konnte.

Ein wunderbares Buch, voller Esprit vor einem ernsten Hintergrund und noch dazu voller charismatischer Figuren!