Herzensbuch

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happymountain Avatar

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Ich lese normalerweise viele Thriller und Krimis. Irgendwann ist man jedoch übersättigt. „Pandatage“ von James Gould-Bourn erschien mir daher perfekt, um meine Nase mal wieder in einen Roman ohne Mord und Totschlag zu stecken.

Danny Malooley hat es nicht leicht. Seine Frau ist vor einem Jahr bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Seitdem redet sein Sohn Will kein Wort mehr. Mit der Rolle als alleinerziehender Vater kommt Danny gar nicht zurecht. Dann verliert er auch noch seinen Job als Bauarbeiter und hat einen Berg Rechnungen zu begleichen. Sein Vermieter droht ihm mit dem Rausschmiss aus der Wohnung (und Schlimmerem). Es könnte also kaum schlechter laufen. Als er keine neue Stelle auf dem Bau findet, beschließt er, mit seinem letzten Geld ein Pandakostüm zu kaufen und fortan als Tanzbär sein Geld im Park zu verdienen. Blöd nur, dass Danny auch nicht tanzen kann. Durch (un)glückliche Zufälle lernt er jedoch Krystal kennen, eine Stangentänzerin, die ihn fortan im Tanzen unterrichtet. Und auch Will spricht plötzlich wieder, aber nicht mit Danny – sondern nur mit dem Panda im Park, der ihn vor ein paar Raufbolden aus der Schule verteidigt hat.

Soweit zur Story. Mit ein paar wenigen Sätzen mehr, könnte ich sie fast zu Ende erzählen. Aber das ist auch überhaupt nicht wichtig. Das Buch lebt nicht von einer komplexen Handlung oder unfassbarer Spannung. Für mich waren es die Figuren, die das Buch so besonders gemacht haben. Wir haben eine Hand voll verrückter, klischeebehafteter, liebenswerter Figuren, die einfach soooo sympathisch sind, dass sie mir beim Lesen alle ans Herz wuchsen: Danny, der chaotische, überforderte Vater und trauernde Witwer; Will, der wütend auf die Welt, seinen Vater und sich selbst ist, weil es seine Mutter nicht mehr gibt; Ivan, der ukrainische Bauarbeiter, mit grammatikalischen Schwächen, aber einem umso größeren Herzen unter der harten Schale; Krystal, die zynische Stangentänzerin, mit dem losen Mundwerk; El Magnifico, der Straßenkünstler, der seinen Bademantel als Zaubererumhang sieht; Tim und Milton, die… ihr am besten selbst kennenlernen müsst. Ich könnte noch einige Zeit so weitermachen. Die Figuren waren einfach toll und haben Momente kreiert, in denen ich schmunzeln oder gar lachen musste (wirklich, mein Freund hat mich oft gefragt, wieso ich plötzlich abends auf der Couch anfange zu kichern). Es gab aber auch durchaus viele traurige und emotionale Momente, die mich wirklich berührt haben. Mehrfach habe ich ein paar Tränchen verdrücken müssen, weil ich mich sehr gut in Dannys und Wills Gefühlsleben hereinversetzen konnte.

Ganz besonders gefiel mir, neben dem lockeren und sarkastischen Schreibstil, wie viel man aus diesem Buch mitnehmen kann. Es sind die kleinen Dinge, die uns glücklich und dankbar machen sollten. Kleine Gesten, wie ein gebackener Walnusskuchen, sind es, die so viel mehr wert sind als alles Geld der Welt. (Wenn ihr das Buch gelesen habt, werdet ihr verstehen, was es mit dem Kuchen auf sich hat. Außerdem macht Kuchen immer alles besser. )

Aber trotz aller witzigen Klischees und vermittelter Emotionen blieb die Spannung in meinen Augen auch nicht zu kurz. Es gab ein großes Highlight, auf das kontinuierlich zugearbeitet wurde und das Ende passte einfach hervorragend zum restlichen Buch, das mich stets ein weinendes und ein lachendes Auge behalten ließ. Schon nach ca. 60-70 Seiten dachte ich: „Das Buch würde so super als Film funktionieren!“, und ich bleibe auch nach dem Beenden der Meinung: Bitte verfilmt dieses Buch! Ich muss den Panda tanzen sehen!

Ein großartiges Buch fürs Herz: Ein Highlight!