Situationskomik on point

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lexiherz Avatar

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„Pandatage“ von James Gould-Bourn ist ein Roman und im Mai 2020 im Kiepenheuer & Witsch Verlag erschienen.
In diesem Roman geht es um Danny Maloony und seinen Sohn Will, die vor etwas über einem Jahr Ihre Ehefrau und Mutter bei einem schweren Autounfall verloren haben. Generell ist Danny nicht gerade ein Glückspilz und seit dem Unfall hat er nun nicht nur seine Ehefrau und beste Freundin verloren, sondern sein Sohn hat auch aufgehört zu sprechen. Als er eines Tages seinen Job auf einer Baustelle verliert und auch noch wegen Zahlungsverzug der Miete von seinem Vermieter bedroht wird, sieht Danny kaum noch einen Ausweg. Auf der Suche nach einem neuen Job entdeckt er ein Pandakostüm, kauf dieses und wird unfreiwillig zu einem Straßenkünstler. Der tanzende Panda, der eigentlich noch weniger als gar nicht tanzen kann. Im ersten Moment hilft das seinen Geldsorgen – mangels Talents – nicht wirklich auf die Sprünge, aber schnell lernt er die Stangen-Tänzerin Krystal kennen, welche Ihm versucht das Tanzen beizubringen. Währenddessen beobachtet Danny auch noch seinen Sohn Will, wie er von Mitschülern gemobbt wird und greift als schützender „fremder“ Panda ein. Dadurch schöpft Will vertrauen und fängt an mit dem Panda zu reden. So erfährt Danny zum Beispiel warum Will aufgehört hat zu sprechen, es entstehen aber auch einige Konflikte und Probleme. Als sich Danny Geldnot zuspitzt, entscheidet er sich, bei einer Talentshow für Straßenkünstler mitzumachen, in der Hoffnung die 10.000 Pfund Preisgeld zu gewinnen. Die Stangen-Tänzerin Krystal, sein Ex-Kollege und Kumpel Ivan und auch Will überstützen Ihn dabei.
James Gould-Bourn überzeugte mich mit einer grandiosen Sprachgewandtheit und herrlicher Situationskomik. Ich habe beim Hören (ja, Hörbuch – im Folgenden mehr dazu) teilweise Tränen gelacht. Kein Buch, was ich bisher gelesen habe, hatte bei solch einem ernsten und traurigen Hintergrund so viel Humor. Gerade Ivan mit seinem ukrainischen Akzent und seinem Verhalten war zum Wegschmeißen. Die Charaktere waren meiner Meinung nach auf den Punkt „konstruiert“. James Gould-Bourn schafft es allen Protagonisten ein eignes Gesicht zu geben, welches sich aber perfekt in ein großes Ganzes einfügt. Krystal ist dabei herrlich skurril und vielleicht ein bisschen over top, wobei Danny und Will super authentisch trauern und man Ivan seinen weichen Kern unter der harten Schale deutlich anmerkt. Insgesamt hat man von allen ein genaues Bild vor Augen. Einzig von Will habe ich leider keinen deutlichen Hinweis auf sein Alter gefunden (in meinem Kopf scheint er so zwischen 11 und 14 gewesen zu sein), aber manche Äußerungen von ihm konnte ich eher mit einer 80 jährigen, weisen Omi zusammenbringen, was mich manchmal etwas verwirrte.
Die Story wies keine großen Überraschungen auf, was einen angenehmen Fluss erzeugte und mich absolut nicht störte. Ich habe es sehr gemocht Danny und Will auf Ihrem Weg zu begleiten.
Wie oben bereits angeteasert habe ich „Pandatage“ als Hörbuch gehört. Es ist eine argon hörbuch Produktion und gelesen von Hendrik Duryn. Der Leser schafft es die Emotionen packend rüberzubringen und Danny (aus dessen Sicht das Buch geschrieben wurde) eine authentische Stimme zu verleihen. Ebenso hat Duryn die anderen Charaktere durch perfekt abgestimmte Stimmlagen grandios belebt. Gerade Ivan, mit seinem ukrainischen Akzent, kann ich hier wieder nur lobend hervorheben.
Alles in allem hat mir dieser Roman sehr gut gefallen. Ich hatte wenig Erwartungen und konnte mich somit gut auf die Geschichte einlassen. Ich würde „Pandatage“ (gerade als Hörbuch) allen empfehlen, die Lust haben auf tolle Sprachgewandtheit in einem saukomischen und gleichzeitig berührenden Roman über Familie, Freundschaft, Zuversicht und Zusammenhalt.