Wohin auch die Story geht, ich folge ihr!

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gemini Avatar

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Schon die Cover-Gestaltung spricht mich an, das welke Ahornblatt in Verbindung mit der Farbgestaltung des Covers wirkt auf mich wie ein Vanitas-Motiv.
Vanitas-Motive zeigen seit dem Mittelalter, dass der Mensch keine Gewalt über das Leben hat und das macht mich bei einem Thriller aufmerksam, verspricht mir eine Kombination aus spannender Handlung  und vermeintlich höherer Gewalt, verpackt in ein paar Bruchstücken klassischer Bildung, so auch der Titel „Pandoras Tochter“. Und ich fragte mich, auf welche Interpretation der Pandora sich die Autorin eingelassen hat. Pandora „die Allbegabte“ oder „das schöne Übel“, die erste Menschenfrau oder ein mit Göttergaben gefülltes Fass? Vielleicht hat die Autorin auch eine weitere hinzufügt - und wenn, welche?
So wurde ich neugierig auf die Leseprobe. Man hatte sich für den Anfang des Buches als Leseprobe entschieden. Das Buch beginnt mit einem Prolog.

Da erfährt man, dass die Heldin des Buches, immer gern mit Neal Grady, wohl ein Freund der Familie, zusammen ist und bedauert, dass er an diesem Ausflug nicht teilnimmt. Man erfährt, dass die jetzt fünfzehnjährige Megan seit ihrem siebten Lebensjahr Stimmen hört, man erfährt nicht, was die Stimmen sagen, anscheinend sind diese Stimmen eher als Geräuschkulisse gegenwärtig. Megan hört sie und das bereitet ihr so großes Unbehagen, dass sie den idyllischen Ausflugsort verlassen möchte. Erstaunlich für den Leser dann, wie die Mutter Sarah reagiert. »Unsinn.« sagt sie und  auch noch »Bis du einundzwanzig wirst, verschwinden sie ganz.« und weiter sagt sie :» Keine Ärzte. Wir reden mit niemandem darüber, verstanden? «
Alle Mütter, die ich kenne, mich eingeschlossen, würden eher ganze Krankenhäuser mit dem Problem der Tochter beschäftigen wollen, weil sie Angst hätten, das Kind leidet an einer Form von Schizophrenie. Diese Frau nicht. Sie fordert ihre Tochter auf, fröhlicher zu sein und das Leben zu genießen. Doch dann entdeckt die Mutter einen Mann im Fichtenhain am Fuße des Hügels, der sie und die Tochter beobachtete und mit ihrer gelösten Stimmung ist es vorbei. Sie schickt die widerspenstige Tochter in ein ihr bekanntes Höhlenversteck. Und dann tötete plötzlich Neal Grady einen Mann (vermutlich den aus dem Fichtenhain) und spricht mit der sterbenden Mutter Sarah, die vermutlich von eben diesen Mann aus dem Fichtenhain umgebracht wurde. Sie nimmt ihm ein versprechen ab: »Du wirst auf sie aufpassen. Du hast … meine Megan gern. « Und dann sagt sie noch: »Neal, ich bin … keine Pandora.« Und er antwortet: »Doch, das bist du«, aber das spielt jetzt keine Rolle. « Und dann geht er in die Höhle und befreit Megan von ihren Stimmen.

Für den Leser ist das schon alles „starker Tobak“, er versteht erstmal gar nichts, aber da die Handlung so rasant war, stört es auch nicht.

Das erste Kapitel erzählt von der 27jährigen Megan, die als Ärztin um das Leben eines  vierzehnjährigen Jungen kämpft und diesen Kampf verliert. Auf dem Heimweg wird sie dann von einem Truckfahrer von der Straße gedrängt, dieser Unfall könnte Absicht gewesen sein….

Iris Johansen schafft es, den Leser zu fesseln, auch wenn der noch nicht begreift, was er da liest, oder gerade weil er noch nicht begreift. Ich jedenfalls muss das nun zu Ende lesen, egal in welche Richtung sich dieser Thriller noch entwickeln mag.

Für die Fähigkeit der Autorin, beim Leser Spannung aufbauen zu können: vier Sterne (eigentlich fünf, mit einem Abzug für den Inhalt).Ich glaube, dass dieser Thriller nichts für bodenständige Leute sein wird, man benötigt wohl auch noch einen Hang zur Fantasyliteratur.