Gelungene (Urban) Fantasy für Erwachsene

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melail Avatar

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„Pantarch“ lässt sich einfach super „weglesen“.
Trotz Kapiteln aus wechselnden Perspektiven gibt es keine langatmigen Passagen – und das ist oft ein Kunststück, weil es doch fast immer mindestens! einen Charakter gibt, auf dessen Kapitel man als Leser keine Lust hat. Natürlich, auch hier sind nicht alle Charaktere gleich-sympathisch, aber man ist so in der Geschichte gefangen, dass man dem gar nicht so viel Beachtung schenkt. Auch wenn Pantarch kein Buch ist, bei dessen Lektüre man sich vor Spannung die Fingernägel abknabbert, ist es doch schwer, die Geschichte auf die Seite zu legen. Denn die grundlegende Spannung hält sich permanent – wenn auch ab und zu natürlich etwas schwankend – aufrecht. Wie bei einer guten Serie. Obwohl ich mir doch an der ein oder anderen Stelle gewünscht hätte, die Hintergründe würden etwas langsamer aufgebaut werden. Ich denke, 50 Seiten mehr hätte das Buch auch locker vertragen.

Allerdings fällt es mir doch recht schwer, das Buch genretechnisch einzuordnen. Es ist eindeutig Fantasy und zeigt dabei Züge der Subgenres YA und Urban. Es ist aber nicht klassisch YA und Urban, weil es sehr erwachsen ist. Es gibt keine tiefschmachtenden, romantischen Szenen. Keine verkappten Dreiecksbeziehungen. Und unwiderstehliche schwarze Wuschelhaare sind hier nicht Hauptantrieb und Dreh- und Angelpunkt der Handlung. Das ist einfach unglaublich erfrischend! Ich habe bei weitem nichts gegen Romantik, aber ich bin langsam einfach zu alt für Bücher, in denen alles nur wegen ein paar schöner Augen oder eines harten Sixpacks ins Rollen gerät.
Trotzdem haben die Charaktere auch hier je eine leichte Prise Klischee xy verpasst bekommen, über die ich aber eigentlich immer schmunzeln konnte. Man nehme Evan als Hauptcharakter. Ein schöner, etwas mysteriöser und nach außen kühler Mann, der sich doch langsam von Aurora – der Protagonistin – erweichen lässt. Aber nicht weil ständig betont wird, wie toll Aurora ist und wie wunderschön und dass man sich einfach erweichen lassen MUSS. Nein, es passiert einfach, weil sich die Beziehung der beiden organisch entwickelt und sich beide immer mehr öffnen. Das war zu Beginn meine größte Sorge und es war sehr schön zu lesen, dass die Autorin die Geschichte in eine derart erwachsene Richtung gelenkt hat.

Alles in allem ein wirklich absolut gelungenes Debüt, das sich vor allem an Fans von erwachsener Fantasy richtet, die gerne mehr Story, tiefgründigere Charaktere und weniger anschmachtendes Süßholzgeraspel lesen möchten.