Solides Debüt

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goldrenette Avatar

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Bevor du weiter liest: Vorsicht, leichte Spoiler!

Mila Ilbach entführt uns in ihrem Buch dabei in die Welt der Pantarche - der Unsterblichen. Dabei dreht sich die Handlung ihres ersten Teils um die gerade erst zu einem Pantarch gewordene Aurora, eine Ärztin, die stets zu viel arbeitet und gerade erst in ihrem langjährigen Kollegen und Freund Matt einen potentiellen Partner entdeckt hat. Mit ihrer Wiedergeburt als Pantarch wird sie in die Welt der Unsterblichen katapultiert und lernt ihre Gesellschaftsstrukturen und auch ihre starren Regeln kennen.

Die Geschichte von versteckten Parallelgesellschaften mit Unsterblichen ist zwar nicht originell, aber doch eine gute Welt, um sich in der Kunst des Geschichtenschreibens einzuüben. Das gelingt Mila Ilbach auch, in dem sie eine Welt erzählt, die geprägt ist von starren Gesellschaftsstrukturen, einem allmächtigen Herrscher sowie unterschiedlicher Clans, wie den Pantarchen und Jägern und auch Menschen, die jedoch nicht alle gleich sind, sondern durchaus auch gegen den Strom der Erwartungen, die an sie gerichtet werden, laufen. Interessant sind hierbei vor allem die Figuren Philon, Evan oder Matt, da sie alle sich gegen die Institutionen und Glaubenssätze ihrer eigenen Welt stellen und dagegen rebellieren.
Der Schreibstil ist relativ locker, auch wenn durchaus einige Punkte (Stil, Rechtschreib-, Grammatikfehler) negativ auffallen, die durch ein professionelles Lektorat hätten vermieden können. Da dies aber ein Buch im Selbstverlag ist, finde ich das nicht allzu dramatisch und hat den Lesefluss nicht enorm beeinträchtigt.
Spannend fand ich den Perspektivwechsel. Im Gegensatz zu vielen anderen Rezensenten fand ich ihn gelungen und würde die Autorin dazu ermutigen, weiter diesen Stil beizubehalten.

Zu dem Kritischen: Gerade in Hinblick auf die Charakterbeschreibungen gibt es noch viel Raum für Weiterentwicklung. Wieso stellt sich Philon gegen die Regel, sich Menschen anzuvertrauen bzw. gar eine menschliche Frau zu heiraten? Wieso gehen auch Evan und Matt derart krass gegen die Vorstellungen, die ihnen von Kind an gepredigt wurden (der gegenseitige Hass und die unbedingte Loyalität zu dem eigenen Clan)? Warum sich alle drei Charaktere so derart rebellisch verhalten, wird mir aus der Geschichte und ihrer Beschreibungen nicht ganz klar. Was waren die genauen Umstände dafür, dass sie die Regeln ihrer Welt so ablehnen? Wieso tun sich Evan und Matt derart schnell zusammen und vertrauen sich so schnell gegenseitig? Die Begründungen dafür (Liebe, Sturz des Herrschers) sind oftmals eher platt formuliert und enttäuschen, da mit den Charakteren ja eine spannende Grundlage gelegt wurde. Auch die Hintergründe, warum die anderen Charaktere, Marisa, Sergio und Casian, so handeln wie sie handeln, werden nicht näher dargelegt, bzw. reichen mir die Erklärungen im Buch nicht.

Die am schlechtesten ausgearbeitete Figur ist dabei leider die Hauptfigur Aurora. Die Hintergründe für ihr Handeln, ihre Sturheit zu ihrer Verwandlung als Pantarch, aber auch das dazugehörige Trauma sind sehr unausgegoren erzählt und machen sie zu dem farblosesten und uninteressantesten Charakter dieses Buchs. Was leider insofern fatal ist, da es sich dabei um die Hauptfigur handelt.

Da es sich um einen Debütroman im Selbstverlag handelt, möchte ich aber nochmal betonen, dass es sich bei dem Buch um einen soliden Einstieg in das Genre des YA Fantasy Genre handelt und ich mir sicher bin, dass mit der nötigen Zeit und Erfahrung ihr Potential nochmal deutlicher zu trage kommen wird.

Ich wünsche Mila Ilbach alles Gute und bin gespannt auf die Fortsetzung und weitere Geschichten!