Informativ und spannend zugleich

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Mit Papyrus begeben wir uns auf die Reise durch die Zeit. Irene Vallejo nimmt uns mit zu den Anfängen des Schreibens und des Geschichtenerzählens und geht mit uns den Weg zu den großen Bibliotheken und Autoren der Antike, wobei sie immer wieder Bezüge zu Autoren und Geschichten aus der jüngeren Vergangenheit aufnimmt und so ein Verbindung schafft.
Geschichten gab es schon immer, sie wurden aber nur mündlich weitergegeben. Die Schrift entstand aus der Notwendigkeit heraus Inventare über Vermögen zu erstellen, sie ist somit ökonomisch begründet und etwas, womit sich nur reiche Menschen auseinandersetzten. Die mühselige Arbeit des Schreibens wurde später den Sklaven übertragen. Zunächst wurde auf Tontafel, Tierhäuten und später auf Papyrus geschrieben. Die Nachfrage nach Papyrus war so groß, die Bestände nur gering, so dass dieses knappe Gut als Druckmittel in Kriegen eingesetzt wurde.
Wir lesen über Homer, von dessen Person nichts bekannt ist, der aber Urheber der Odyssee und der Ilias sein soll. Heldenepen, die bereits Alexander der Große als großen Schatz begriff. In seinem Namen wurde die erste große Bibliothek errichtet in Alexandria, in der alle Texte der Welt gesammelt werden sollten. Wir lesen über die wichtigsten Autoren der Antike, über deren Leben und die Verbreitung der Bücher und Schriften in der griechischen Welt. Ich war erstaunt zu lesen, dass bereits in der Antike auch Mädchen eine Schulbildung genossen, aber nicht öffentliche sprechen durften, weil das Wort dem Mann gehörte. Die Frauen blieben im Hintergrund und zogen nicht selten auch an den Fäden der Macht.
Nach und nach schufen die Bibliothekare durch das Sammeln und Katalogisieren der Werke auch die Einteilung in Genre, die wir in der heutigen Zeit differenzierter zwar, aber im Grunde noch genauso vornehmen.
Vom antiken Griechenland springen wir ins antike Rom zu den großen Rednern der Zeit. Ihre Schriften sind nüchterner und weniger philosophisch. Die lateinische Literatur entwickelt sich viel später und so wird Literatur und Bücher bei den Römern neben vielen anderen Dingen auch zur Kriegsbeute. Autoren, die nicht über Politik und Krieg sprachen, hatten es in Rom schwer, waren abhängig von Gönnern, denn mit ihren Texten verdienten sie kein Geld. Mit dem Zerfall des Römischen Reichs, verfielen auch fiele Bibliotheken und Texte gingen verloren, da sich niemand um ihren Erhalt kümmerte.
Irene Vallejo hat einen bezaubernden Schreibstil, bringt viele persönliche und aktuelle Geschehnisse mit ein und schafft es, dass einem das Sachbuch mit mehr als 600 Seiten überhaupt nicht so lang vorkommt. Es steckt eine beeindruckende Recherchearbeit und viel Liebe zu Büchern und ihrer Geschichte in diesem Werk. Der Diogenes Verlag ergänzt den tollen Inhalt mit einer wunderschönen Umschlaggestaltung. Ein absoluter Lesegenuss.