Beängstigende Zukunftsvision - und doch gar nicht so abwegig...

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marialein Avatar

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Deutschland in der nahen Zukunft. Liina arbeitet offiziell als Übersetzerin und Dolmetscherin. Inoffiziell arbeitet sie als Rechercheurin bei Gallus, einer unabhängigen Presseagentur, wie sie auch gern als „Wahrheitspresse“ bezeichnet wird. Sie setzen sich für unabhängigen Journalismus ein, der die offiziellen Meldungen der Staatsmedien kritisch hinterfragt. Als Liina von ihrem Chef und Liebhaber Yassin den Auftrag bekommt, einen seltsamen Todesfall in der Uckermark als Folge von Schakalbissen zu recherchieren, fragt sie sich zuerst, warum sie ein so langweiliges Thema aufgebrummt bekommt. Als jedoch Yassin unter seltsamen Umständen verunglückt, wird ihr klar, dass er an einer großen Nummer dran war – bis sich nach und nach die Erkenntnis durchsetzt, dass diese Recherchen sie alle in Gefahr bringen.

Parallel zur eigentlichen Story blickt die Erzählung auch immer wieder zurück auf Liinas Vergangenheit, ihre Herzimplantationen, ihre Zeit in Finnland, ihren behinderten Zwillingsbruder und ihre Ausflüge zu den „Parallelen“, einer Bevölkerung, die sich dem System und der allgemeinen staatlichen Kontrolle entzieht und jenseits der großen Metropolen ein urtümliches Leben führt.

Zoë Becks Zukunftsvision erscheint durchaus plausibel. Der Klimawandel, durch den die Küsten immer mehr Land verlieren, das Riesenballungsgebiet Frankfurt-Ruhrpott, das zu einer einzigen Riesenstadt und Deutschlands neuer Hauptstadt geworden ist, die Kontrolle durch Kameras, „Smartcases“ als eine Art Erweiterung unserer heutigen Smartphones und schließlich die permanente medizinische Überwachung sämtlicher Vitalfunktionen – so erschreckend einige Aspekte auch sein mögen, verfolgen sie doch eigentlich nur aktuelle Entwicklungen noch ein Stückchen weiter. Dadurch fällt es einem auch nicht schwer, sich in die Handlung hineinzuversetzen.

Spannung bietet die Geschichte auch, allerdings weniger die eigentliche Handlung, sondern vielmehr die Geschichte im Hintergrund, der Liina und ihr Team auf den Grund gehen wollen. Auch die Flashbacks in Liinas Vergangenheit fand ich sehr spannend.

Für einen Thriller fehlte Paradise City meiner Meinung nach der Nervenkitzel. Dennoch ist es ein sehr lesenswerter, anregender Roman, der sich mit sehr wichtigen Fragen befasst, die wir uns auch hier und heute stellen müssen.