Ein kurzweiliger, packender Thriller, der große Fragen aufwirft

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kultaa Avatar

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Die Frage, welche persönlichen Daten wir preisgeben sollten und wie diese eventuell gegen uns verwendet werden könnten, die Frage nach den Grenzen des Staats und der Bedeutung von Freiheit - sie sind alle schon gestellt worden, was natürlich auch gut und richtig ist.
Umso erstaunter war ich, dass Zoe Beck es mit ihrem Roman dennoch schafft, zu überraschen bzw. etwas neues zu dem Thema 'zukunftsnahe Dystopien' beizusteuern. Nicht nur ist es erfrischend, mal das deutsche System derart in die Zukunft weiterzuspinnen, auch der fast ausschließlich weibliche und mutmaßlich diverse Cast, der Mix aus Familienkonzepten und vor allem das Fehlen von dominanten männlichen Führungspersonen sorgen für eine angenehme Abwechslung (auch wenn man sich im Jahr 2020 vielleicht wünschen würde, dass das nicht ganz so auffällig wäre in der Thriller-Buchlandschaft..).
Zu den altbekannten Fragen tritt hier auch die Frage, welche Rolle investigativer Journalismus in einer Demokratie spielt und wie leicht man Gefahr läuft, der Geschichte zu glauben, die zum eigenen Welt- und Feindbild am besten passt.
Positiv hervorzuheben ist auch die Entscheidung der Autorin, Ihre Leser*innen einfach reinzuwerfen in diese Welt, über die man zwar einiges erfährt im Laufe des Buchs, aber eben nur das, was relevant ist für den Verlauf. Viele Fragen, die mir beim Lesen gekommen sind, zum Beispiel wie weit wir eigentlich in der Zukunft sind, bleiben unbeantwortet. Auch das Mysterium, warum nicht-biologische Familien so populär geworden sind und was das im Detail bedeutet, wird nicht geklärt. Beck schmeißt einen rein in Ihr Zukunftsszenario und genauso spuckt sie einen am Ende auch wieder aus.
Diese knappen 280 Seiten haben mich auf vielfältige Weise zum Nachdenken angeregt, sie haben mich aber auch einfach sehr gut unterhalten - der Plot ist spannend, das Tempo rasant, die Ideen kreativ und gleichzeitig glaubwürdig. Ein handwerklich ausgezeichneter Thriller!