Hochinteressante Dystopie - erschreckend nah an der Realität!

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duenefi Avatar

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"Paradise City" von Zoe Beck ist im Juli 2020 bei Suhrkamp erschienen. Die Taschenbuchausgabe hat 281 Seiten.
Das Buch ist als Thriller deklariert, es handelt sich nach meiner Meinung aber eher um einen dystopischen Roman!

Deutschland besteht fast nur noch aus Mega-Cities, die Hauptstadt Frankfurt erstreckt sich über das gesamte Rhein-Main-Gebiet.
Der Rest sind weitgehend verlassene Landstriche und die Bevölkerung befindet sich zum überwiegenden Teil in den Ballungsräumen.

Das ganze Leben wird algorithmisch gesteuert, die Menschen tun keinen Schritt ohne ihr Smartcase, das ins Gemeinschaftsnetz eingebunden ist einfach ALLES steuert.
Die Gesundheits-App KOS , die dank eines implantierten Chips im Körper funktioniert, meldet sich, wenn Medikamente eingenommen werden müssen o.ä., es gibt sogar eine Art Geburtenkontrolle.

Liina Järvinen ist Rechercheurin bei Gallus, einer Nachrichtenagentur, die als eine der letzten noch nicht verstaatlich wurde und wahrheitsgemäße und oft heikle Berichterstattung macht.

Liinas Chef Yassin ist an einer brisanten Story dran und er schickt sie in die Uckermark - scheinbar zur Ablenkung, denn als Liina zurückkehrt nach Frankfurt, hatte Ihr Chef einen mysteriösen Unfall und liegt im Koma...Eine weitere Kollegin wird tot in ihrer Wohnung gefunden.
Was ist da los? Woran hat Yassin gearbeitet? Will jemand etwas mit allen Mitteln verbergen oder hat es gar mit den Algorythmen zu tun?!

Liina ist eine sympathische Protagonistin mit persönlichen Problemen und einer Vergangenheit, die dem Leser bekannt vorkommt. Denn da war das Leben noch "normal", so wie wir es heute kennen.
Liina steht dem neuen System nicht ganz unkritisch gegenüber, denn die Bürger überwachen sich gegenseitig und nahezu alles ist transparent.
Aber dennoch profitiert sie auch davon, denn sie hat schon zum zweiten Mal ein neues Herz bekommen. Und das letzte Mal musste sie nicht auf einen Organspender warten, sondern das Herz wurde aus ihren eigenen Stammzellen erschaffen.

Die Autorin Zoe Beck erschafft hier eine Kulisse, die nicht nur stark zum Nachdenken anregt, sondern auch erschreckt und ein klein wenig ängstigt.
Denn die hier genutzten Technologien sind teilweise schon so nah an unserer heutigen Realität, das Meiste scheint denkbar und realisierbar zu sein.
Gerade in Zeiten der CoVid19-Pandemie und der damit verbundenen Einschränkungen und Pläne durch die Politik hat mich dieses Buch sehr zum grübeln gebracht.

Auf alle Fälle hochinteressant und lesenswert!