spannend bis zum Schluss

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Das Cover des Thrillers Mega City ist ansprechend gestaltet. Es wirkt etwas futuristisch und passt sehr gut zum Thema. Die Geschichte spielt nämlich in der Zukunft, wann genau ist nicht klar, aber das Jahr 2030 liegt weit zurück. Gelegentlich gibt es Rückblicke in die Vergangenheit. In dieser Zukunft ist deutsche Gesellschaft ist in zwei Teile geteilt: Diejenigen, die gesund und agil sind, leben in den Megacitys ein weitgehend überwachtes Leben, das sorgenfrei ist, aber auch den Kontrolle von KOS unterliegt – einem staatlichen System, das die Gesundheit der Bürger überwacht und für Medikamente sorgt, wenn irgendetwas zu tun ist. Die anderen – welche „die Parallelen“ genannte werden - leben im ländlichen Bereich und genießen die Annehmlichkeiten der Gesundheitskontrolle nicht. Wenn sie Glück haben, wurde ihnen der Strom gelassen. Sie lehnen die Überwachung ab, stellen sich außerhalb der Gesellschaft und leben ein einfaches Leben. Die Protagonistin Liina lebt in der Megacity rund um Frankfurt, ist Rechercheurin einer systemkritischen Zeitung und hat eine Affäre mit ihrem verheirateten Chef, mit dem sie früher liiert war. Sie steht dem System einerseits kritisch gegenüber, ist andererseits aber aufgrund ihres implantierten Herzens aber auch vom Gesundheitssystem abhängig. Als sie den obskuren Tod einer Frau in der Uckermark recherchieren soll, gleichzeitig aber ihr Chef und eine Kollegin Anschlägen zum Opfer fallen, ahnt sie noch nicht, dass alles irgendwie zusammenhängt und auch die Gesundheitsministerin – Liinas Freundin aus Kindertagen – ebenfalls darin verwickelt ist.

Der Titel passt ausgezeichnet zu dem Thema, wird in der Geschichte doch der Bevölkerung suggeriert, dass sie in der Megacity wie im Paradies leben, dass sich die Regierung um sie kümmert und ihnen ein sorgenfreies Leben beschert. Kritik am System wird gnadenlos unterbunden und da sich sowieso die meisten keine Gedanken mehr machen, was jetzt Wahrheit und was Lüge ist, genießen die meisten tatsächlich gewisse Annehmlichkeiten. Loyalität wird auch belohnt: Je leistungsfähiger und willfähriger man z. B. als Bürger ist, umso größer die Aussicht auf eine Wohnung in guter Lage. Auch braucht man sich keine Sorgen mehr um seine Gesundheit zu machen, denn die wird überwacht und „das System“ kümmert sich darum, dass alle gesund und leistungsfähig bleiben.

Der Thriller ist gut geschrieben, die Figuren sind gut herausgearbeitet und klar voneinander abgegrenzt. Man kommt nicht schon frühzeitig darauf, wie alles ausgeht, sondern die Spannung bleibt bis zum Schluss erhalten. Berührend ist die Beziehung von Liina zu ihrem behinderten Zwillingsbruder – eine Art Nichtbeziehung, die ihr dennoch ein schlechtes Gewissen bereitet.
Auch wenn Zoe Beck schon viele Romane geschrieben hat – für mich ist sie eine Neuentdeckung und ich werde erst mal weitere Bücher von ihr lesen.

Kleiner Tipp zum Schluss: Es empfiehlt sich übrigens nicht, den Roman kurz vor dem Einschlafen zu lesen, denn manchmal werden Einzelheiten enthüllt, die später noch eine Rolle spielen und die einem nicht entgehen sollten.